Buh-Rufe für Trumps Tochter "Fake Media" nimmt Ivanka in Schutz
26.04.2017, 17:53 Uhr
Ist an Kritik gewöhnt: Präsidentochter und Beraterin Ivanka Trump.
(Foto: imago/ZUMA Press)
Auf der Frauenkonferenz in Berlin verteidigt Ivanka Trump ihren Vater als großen Förderer von Familien - und erntet Buh-Rufe. Viele US-Medien greifen den Zwischenfall auf. Selbst von unerwarteter Seite kommt nun Rückendeckung für die Präsidententochter.
Dass der US-Sender CNN ein Mitglied der Trump-Familie in Schutz nimmt, passiert auch nicht alle Tage: Immerhin wurde er vom US-Präsidenten mehrmals als "Fake Media" verunglimpft. Trotzdem schlägt sich CNN jetzt auf die Seite von Ivanka Trump - und zwar als Reaktion auf die Buh-Rufe, die sie während ihres Besuchs in Berlin geerntet hatte. Ausgerechnet auf dem W20-Gipfel zum Thema Gleichberechtigung von Frauen in der Arbeitswelt hatte die 35-Jährige ihren Vater, US-Präsident Donald Trump, als "ganz Großen" bezeichnet, wenn es "um Familienförderung" gehe. Vereinzelt war daraufhin auch Gelächter zu hören gewesen. Und obwohl keineswegs von einem Pfeifkonzert die Rede sein kann, griffen die US-Medien den Vorfall auf - und kritisierten die Zwischenrufer.
Es sei "wichtig, sich daran zu erinnern, dass Ivanka Trump "zuallererst und vor allem die Tochter ihres Vaters" sei, schrieb CNN-Redakteur Chris Cillizza. Natürliche verteidige sie deshalb den Präsidenten gegen Kritiker. Das "Time"-Magazin kritisierte, die 35-Jährige sei von Moderatorin Miriam Meckel gegrillt worden. Und auch die "Washington Post" merkte an, dass Trump deutlich spitzer befragt wurde, als die anderen Gäste des Forums - unter ihnen waren auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und IWF-Chefin Christine Lagarde. Fox News stufte den Empfang für die Präsidententochter gar als "steinig" ein. Jesse Watters, Moderator bei dem Trump-freundlichen Sender, erklärte: "Es ist schon lustig, dass die Linken behaupten, sie würden Frauen respektieren und dann eine von ihnen ausbuhen".
Im gleichen Atemzug schwärmte Watters über die Art und Weise, wie Ivanka in ihr Mikrofon gesprochen habe. Zahlreiche Nutzer auf Twitter warfen ihm daraufhin Sexismus vor. "Hat er da gerade wirklich einen Blowjob-Witz über die First Daughter gemacht? Ernsthaft?", fragte jemand. Ein anderer attestierte dem Moderator ein "unwürdiges und ekelhaftes" Verhalten. Tatsächlich bewegt sich die Anzüglichkeit gegenüber Ivanka Trump aber recht nah an dem Niveau, das auch frühere Kommentare ihres Vaters über Frauen aufwiesen. Man erinnere sich etwa an seinen Rat, Frauen einfach zwischen die Beine zu fassen - oder eine Bemerkung zu seiner zweiten Ehe. "Ich möchte nicht wie ein Chauvinist klingen, aber wenn ich nach Hause komme und das Essen ist nicht fertig, gehe ich durch die Decke."
"Ivanka sollte immer ausgebuht werden"
Dass sich Ivanka Trump als Feministin bezeichnet und gleichzeitig ihren Vater verteidigt - wohl wissend, dass dieser keineswegs ein glühender Verfechter der Frauenrechte ist, darf zumindest nach Ansicht der "New York Daily News" durchaus kritisiert werden. Autor Shaun King forderte in dem Blatt sogar, die dreifache Mutter solle "jedes Mal ausgebuht und verhöhnt werden, wenn sie behauptet, ihr Vater setze sich für Frauen und Familien ein." Denn nicht nur seine Herrenwitze in der Männerumkleide werden von vielen Amerikanern kritisch gesehen - auch die Tatsache, dass er in einer seiner ersten Amtshandlungen als Präsident die staatlichen Mittel für Abtreibungen streichen ließ, brachte Frauenrechtler auf die Barrikaden.
Das CNN-Argument, Ivanka habe sich letztlich nur mit ihrem Vater solidarisch gezeigt - ganz so, wie dies in einer intakten Familie üblich sei, ließ ein Nutzer auf Twitter nicht gelten. "Sie ist Teil der Administration", gab er zu bedenken. "Dann muss sie auch die Wucht der öffentlichen Meinung ertragen. Sie ist nicht einfach nur Präsidententochter." Tatsächlich holte Trump seine älteste Tochter Ende März als Beraterin ins Weiße Haus - ohne irgendeine Qualifikation in Frauen- oder Bildungsfragen. Der Fakt, dass sie deshalb nicht überall gefeiert wird, treibt die Geschäftsfrau allerdings nicht allzu sehr um. Nachdem sie in Berlin vom Podium gestiegen war, soll sie auf Nachfrage von Journalisten gesagt haben: "Ich bin daran gewöhnt."
Quelle: ntv.de, jug