Politik

Von Polizei in Dallas "diffamiert" Falscher Verdächtiger erhält Morddrohungen

Mark Hughes will öffentlich rehabilitiert werden. Er fürchtet, für etwas verurteilt zu werden, was er nicht getan hat.

Mark Hughes will öffentlich rehabilitiert werden. Er fürchtet, für etwas verurteilt zu werden, was er nicht getan hat.

(Foto: AP)

Mit dem Bild eines schwarzen Mannes fahndet die Polizei in den ersten Stunden nach den tödlichen Schüssen auf weiße Beamte in Dallas nach einem vermeintlichen Verdächtigen. Doch Mark Hughes hat nichts getan - er fürchtet nun um seine Sicherheit.

Während der Suche nach dem Heckenschützen von Dallas ist auch ein unbescholtener US-Bürger zwischenzeitlich zur Fahndung ausgeschrieben worden. Ein Foto des in Tarnfarben gekleideten Mark Hughes war von der US-Polizei am Donnerstag im Kurzmitteilungsdienst Twitter verbreitet und zehntausendfach geteilt worden. Hughes Aufzug legte zumindest nahe, dass er zum Kreis der Verdächtigen gezählt werden könnte: Denn auf dem Bild ist zu sehen, wie er mit einem Sturmgewehr AR-15 durch die Straßen der texanischen Metropole marschiert.

"Das ist einer unserer Verdächtigen. Bitte helfen Sie uns, ihn zu finden", bat die Polizei. Hughes, der sich später selbst stellte und nach einer Befragung wieder frei kam, konnte die Aufregung um ihn nicht verstehen: "Ich habe nicht verstanden, wie ich zum Verdächtigen werden konnte", sagte er dem TV-Sender MSNBC. Auf die Frage, weshalb er bei der Demo gegen Polizeigewalt, in deren Verlauf die tödlichen Schüsse fielen, ausgerechnet ein Sturmgewehr trug, antwortete Hughes, er habe lediglich sein in der US-Verfassung verbrieftes Recht aufs Tragen von Waffen ausgeübt. Tatsächlich besitzt Hughes die Genehmigung, im Bundesstaat Texas eine Waffe zu tragen.

Wie Hughes in US-Medien berichtete, sei er von der Polizei etwa 30 Minuten in einem Verhörraum befragt worden. Die Ermittler hätten behauptet, Videobeweise dafür zu haben, dass an der Schießerei beteiligt war. "Sie haben alle mein Gesicht in den Nachrichten gezeigt", sagte der junge Mann dem Sender KTVT. "Sind Sie auch alle bereit, zu sagen, dass ich nichts mit der Sache zu tun hatte?"

Anwalt erwägt Klage gegen Polizei

Wie der Anwalt des falsch Verdächtigten, Corwyn Davis, sagte, habe die Familie von Hughes sogar Morddrohungen bekommen. Aus Sicherheitsgründen sei Hughes deshalb nach den Schüssen in Dallas nicht nach Hause zurückgekehrt. Davis erwägt nun offenbar, die Polizei aufgrund der falschen Verdächtigung zu verklagen. "Er wurde diffamiert", so der Anwalt. "Er war lediglich ein Mann, der friedlich protestiert hat und der sein Recht ausgeübt hat, eine Waffe zu tragen. Ich denke, es ist nur nachvollziehbar, dass er sich geschädigt fühlt."

Während einer Kundgebung gegen Polizeigewalt waren am Donnerstag fünf Polizisten aus dem Hinterhalt erschossen worden. Seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 war es der Vorfall mit den meisten im Dienst getöteten US-Polizisten. Die Kundgebung hatte sich gegen die tödlichen Polizeieinsätze gegen zwei Afroamerikaner gerichtet. Bei dem mutmaßlichen Heckenschützen, einem Afghanistan-Veteranen, handelte es sich laut Polizei offenbar um einen Einzeltäter.

Quelle: ntv.de, jug/AFP

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