Handwerks-Präsident appelliert "Flüchtling ist kein Beruf"
04.05.2015, 03:38 Uhr
Viele Betriebe bildeten bereits Flüchtlinge aus, allerdings ohne Rechtssicherheit, beklagt Wollseifer.
(Foto: picture alliance / dpa)
Allein am vergangenen Wochenende werden mehr als 6000 Flüchtlinge auf dem Mittelmeer gerettet. Aber die nächste Hürde wartet bereits: Handwerks-Präsident Wollseifer ruft die deutsche Politik deshalb zu schnellem Handeln auf - auch aus Eigennutz.
Handwerks-Präsident Hans Peter Wollseifer hat Änderungen beim deutschen Bleiberecht für Flüchtlinge gefordert, damit Betriebe diese als Lehrlinge einstellen können. "Wir müssen uns um die kümmern, die schon hier sind, aber auch um die, die neu hier nach Deutschland kommen", sagte Wollseifer dem "Kölner Stadt-Anzeiger"."Die können wir nicht monatelang in einer Wohnung sitzen lassen. Flüchtling ist kein Beruf."
Viele Betriebe bildeten bereits Flüchtlinge aus, allerdings ohne Rechtssicherheit. Sie müssten immer damit rechnen, dass der Azubi abgeschoben werde. Wollseifer forderte einen belastbaren Rechtsrahmen. "Die Maxime muss lauten: Drei Jahre Ausbildung mit Anschlussbeschäftigung"
Tausende auf der Flucht
Indes dauert das Flüchtlingsdrama am Mittelmeer an. Marine und Küstenwache haben allein an diesem Wochenende mehr als 6300 Bootsflüchtlinge gerettet. Das teilten die italienische und die griechische Küstenwache mit. Mindestens zehn Flüchtlinge starben bei der gefährlichen Überfahrt. Sieben Migranten wurden tot in zwei voll besetzten Schlauchbooten entdeckt, die 45 und 35 Seemeilen (83 und 64 Kilometer) nordöstlich der libyschen Hauptstadt Tripolis in Seenot geraten waren. Drei weitere Flüchtlinge ertranken, als sie ins Meer sprangen, um einen Schlepper zu erreichen, der ihnen zu Hilfe kommen wollte, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete.
Auch das vermutlich schlimmste Flüchtlingsdrama im Mittelmeer mit rund 800 Toten vor zwei Wochen schreckt die Menschen nicht ab, die lebensgefährliche Überfahrt nach Europa zu wagen. Tausende Migranten machen sich derzeit bei gutem Wetter und ruhiger See vor allem von Libyen aus auf den Weg über das Mittelmeer. Bei den Überfahrten in zumeist überfüllten Schiffen kommt es immer wieder zu Unglücken. Nach dem Drama mit Hunderten Toten im April hatten die EU-Staats- und Regierungschefs bei einem Sondergipfel einen Ausbau der Seenotrettung und die Bekämpfung der Schleuser beschlossen. In den ersten vier Monaten dieses Jahres kamen nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) im Mittelmeer bereits 1780 Flüchtlinge ums Leben.
Quelle: ntv.de, bad/dpa/AFP