Aufschub von Gaza-Offensive? Freigelassene Hamas-Geiseln schüren Hoffnung für viele Familien
21.10.2023, 04:10 Uhr Artikel anhören
Die befreiten Geiseln Natalie (l.) und Judith Raanan werden von Gal Hirsch, dem Beauftragten der israelischen Regierung für Geiseln und Vermisste, in Empfang genommen.
(Foto: dpa)
Das Foto der beiden US-Geiseln, die aus den Fängen der Hamas freigekommen sind, geht um die Welt. Angehörige von rund 200 weiteren Verschleppten hoffen ebenso auf eine Heimkehr. Israel steht nun unter dem Druck, die geplante Bodenoffensive zugunsten weiterer Verhandlungen aufzuschieben.
Die Nachricht von der Freilassung zweier US-amerikanischer Geiseln der islamistischen Hamas im Gazastreifen ist bei Angehörigen und Politikern mit großer Erleichterung aufgenommen worden. Die "schlimmsten zwei Wochen" in seinem Leben hätten sich in den "besten Tag" verwandelt, sagte der Vater einer der Geiseln der US-Zeitung "Boston Herald". Seiner Tochter gehe es "gut", zitierte das Blatt den Vater. "Ich bin in Tränen aufgelöst." Seine Ex-Frau und ihre Tochter seien in Israel gewesen, um den 85. Geburtstag der Großmutter zu feiern, berichtete die Zeitung weiter.
Es handelte sich um die erste Freilassung von Geiseln der Hamas im Gazastreifen seit dem Terrorangriff der Organisation auf Israel am 7. Oktober, bei dem mehr als 200 Menschen verschleppt wurden, darunter auch Deutsche. Katar habe "eine entscheidende Rolle bei der Freilassung" der Geiseln gespielt, schrieb der französische Präsident Emmanuel Macron auf der Plattform X (vormals Twitter). Er wolle das Engagement Katars "würdigen", schrieb er und fügte hinzu, die Bemühungen zur Freilassung der französischen Geiseln fortzusetzen.
Das israelische Militär schrieb in der Nacht zum Samstag zu der Freilassung auf Telegram: "Die Hamas stellt sich der Welt so dar, als hätte sie die Frauen, die sie als Geiseln genommen hat, aus humanitären Gründen zurückgegeben, während die Hamas in Wirklichkeit eine mörderische Terrororganisation ist, die gerade jetzt Säuglinge, Kinder, Frauen und ältere Menschen im Gazastreifen als Geiseln hält und weiterhin Verbrechen gegen die Menschlichkeit begeht."
US-Präsident Joe Biden sprach unterdessen nach Angaben des Weißen Hauses mit den freigelassenen Geiseln - Judith Tai Raanan und ihrer Tochter Natalie Shoshana Raanan. Biden habe mit ihnen telefoniert und die volle Unterstützung der Regierung dabei zugesichert, sich "von dieser schrecklichen Tortur" zu erholen.
Zugleich nimmt der Druck auf Israel zu, eine Bodenoffensive in der hermetisch abgeriegelten Küstenenklave gegen die Hamas aufzuschieben, um mehr Zeit für die Freilassung weiterer von der Hamas festgehaltenen Geiseln zu gewinnen, wie das "Wall Street Journal" berichtete. Als Biden von einem Journalisten gefragt wird, ob er wünsche, dass Israel die Militäraktion hinauszögert, um Zeit für Verhandlungen zu haben, antwortete er zunächst mit "Ja". Später gab eine Sprecherin des Weißen Hauses an, der Demokrat habe die Frage nicht vollständig verstanden.
Quelle: ntv.de, jog/dpa