Eine Plattform für Extremisten Für Oertel wurde Pegida zu radikal
08.04.2015, 12:42 Uhr
Kathrin Oertel war die einzige Frau im ursprünglich zwölfköpfigen Organisationsteam von Pegida und mit Lutz Bachmann seit Kindertagen befreundet.
(Foto: dpa)
Die ehemalige Pegida-Frontfrau Oertel wollte sich nicht mehr für die radikalen Äußerungen ihrer Mitstreiter rechtfertigen müssen und warf deshalb das Handtuch. Zudem sei die Bewegung allmählich zur Plattform für Extremisten geworden, sagt sie.
Die Pegida-Mitbegründerin Kathrin Oertel hat ihren Rückzug aus der Führung der anti-islamischen Bewegung mit deren Radikalisierung begründet. "Allmählich merkten wir, dass Pegida mehr und mehr Leuten eine Plattform gab, denen wir keine Plattform geben wollten. Extremisten zum Beispiel", sagte die frühere Pegida-Sprecherin der "Zeit". Oertel hatte Pegida zusammen mit weiteren Mitgliedern aus dem Führungsteam Ende Januar verlassen.
Pegida sei ihr zu radikal geworden, sagte Oertel nun. Sie sehe es nicht ein, "dass ich mich für Äußerungen von Mitgliedern des Organisationsteams rechtfertigen muss, hinter denen ich überhaupt nicht stehe".
Ende Januar hatte sich die Bewegung im Streit um ihren Mitbegründer Lutz Bachmann aufgespalten. Nach dem Erscheinen eines Bilds in Hitler-Pose und Berichten über fremdenfeindliche Kommentare im Internet musste Bachmann am 21. Januar als Organisator zurücktreten. Eine Woche später zogen sich Sprecherin Kathrin Oertel und vier weitere Mitglieder der Pegida-Führung zurück und gründeten eine eigene Bewegung für direkte Demokratie. Diese Gruppe hat Oertel mittlerweile auch wieder im Streit verlassen. Bachmann kehrte zu Pegida zurück und fungiert dort nun wieder als Chef der Gruppierung.
Pegida will bei OB-Wahl antreten
Die islamkritische Bewegung hat zudem beschlossen, bei der Oberbürgermeisterwahl am 7. Juni in Dresden anzutreten. Bachmann rief seine Anhänger auf, die erforderlichen 240 Unterstützerunterschriften bei der Stadtverwaltung abzugeben. Pegida schickt dafür die ehemalige Hamburger AfD-Politikerin Tatjana Festerling in den Ring. Sie gilt als Vertreterin der sogenannten Neuen Rechten und war aufgefallen, weil sie einst eine Kundgebung "Hooligans gegen Salafisten" in Köln gelobt hatte.
An der Pegida-Kundgebung am Ostermontag auf dem Dresdner Altmarkt hatten sich nach Polizeiangaben rund 7100 Menschen beteiligt. Vor eine Woche waren nur 2900 Teilnehmer gezählt worden. Die Veranstaltungen verliefen ohne Zwischenfälle.
Quelle: ntv.de, ppo/AFP/dpa