Rechte fliegen über Dresden Gauck erinnert an deutsche Kriegsschuld
13.02.2015, 18:55 Uhr
Gauck reihte sich in die Menschenkette ein - und setzte ein Zeichen für Frieden und Toleranz.
(Foto: dpa)
In Dresden gedenken Tausende der Zerstörung der Stadt vor 70 Jahren. Bundespräsident Gauck warnt vor einer Relativierung der deutschen Schuld. Während die Menschen in der Stadt an NS-Verbrechen erinnern, kreist ein Flugzeug samt Botschaft am Himmel.
Mit einem Appell zu Frieden und Versöhnung hat Dresden der Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg gedacht. Am 70. Jahrestag des Beginns der alliierten Bombenangriffe warnte Bundespräsident Joachim Gauck vor einer Relativierung der deutschen Kriegsschuld und einer Instrumentalisierung der Opfer. "Wir wissen, wer den mörderischen Krieg begonnen hat, wir wissen es. Und deshalb wollen und werden wir niemals die Opfer deutscher Kriegsführung vergessen. Wir vergessen es nicht, wenn wir hier und heute der deutschen Opfer gedenken", sagte das Staatsoberhaupt.
Mit der Veranstaltung in der im Krieg zerstörten und später wieder aufgebauten Frauenkirche und anderen Aktionen erinnerte Dresden an die Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg. Am 13. Februar 1945 und den beiden Tagen danach hatten britische und amerikanische Bomber die Elbestadt angegriffen. Rund 25.000 Menschen kamen ums Leben.
Friede in Europa ein "Wunder"
Nirgends sei Leid so stark politisch instrumentalisiert worden wie in Dresden, sagte Gauck. Die Geschichtsverfälschung habe schon während der Naziherrschaft begonnen, sich in der DDR fortgesetzt "und wird selbst heute noch von einigen Unverbesserlichen weitergeführt", sagte der Bundespräsident. "Ein Land, das für eine Ungeheuerlichkeit wie den Völkermord steht, konnte nicht damit rechnen, ungestraft und unbeschädigt aus einem Krieg hervorzugehen, den es selbst vom Zaun gebrochen hatte."
Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz sagte, Gedenken und Versöhnung hätten nur dann einen Wert, "wenn wir auch für das Hier und Heute eine klare Position beziehen". In den vergangenen Wochen sei deutlich geworden, dass es in der Gesellschaft tiefe Gräben gebe, sagte sie mit Blick auf die Pegida-Demonstrationen.
Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, sagte, die damaligen Ereignisse hätten tiefe Wunden hinterlassen. "Wir sollten niemals das Wunder vergessen, das der Frieden in Europa darstellt." Vor der Frauenkirche verfolgten Tausende die Feierstunde auf einer Leinwand. Unter den mehr als 1000 Gästen im Gotteshaus waren auch viele Überlebende der Bombennacht.
Rechte marschieren nicht - und schicken Flugzeug
Noch vor dem Gedenken in der Frauenkirche hatten etwa 2000 Menschen an die Verbrechen der Nationalsozialisten in Dresden erinnert. Beim "Mahngang Täterspuren" suchten sie Orte auf, die als Schauplätze der NS-Herrschaft für deren menschenverachtende Ideologie stehen.
Während des "Mahngangs" kreiste ein Kleinflugzeug mit einem weißen Banner und der schwarzen Aufschrift "wir gedenken!" über der Stadt. Urheber war ein rechtes Aktionsbündnis, unter anderem unterstützt von NPD-Kreisverbänden. Seit Jahren versuchen Neonazis, das Gedenken zum 13. Februar für ihre Zwecke zu missbrauchen.
Jahrelang sorgten rechte Aufmärsche auch international für Schlagzeilen. In diesem Jahr verzichteten die Neonazis erstmals auf eine größere Kundgebung. Jedes Jahr treten Tausende Dresdner mit einer Menschenkette dem Missbrauch des Gedenkens entgegen. Gauck reihte sich diesmal ein und setzte mit den Bürgern ein Zeichen für Frieden, Versöhnung und Toleranz.
Quelle: ntv.de, fma/dpa