Scharfschützen beschossen Helfer Gefechte folgen auf Feuerpause in Aleppo
23.10.2016, 00:34 Uhr
Blick auf eine der Straßen, über die Einwohner den von Rebellen kontrollierten Teil der Stadt verlassen können sollen.
(Foto: REUTERS)
Kaum ist eine dreitätige Feuerpause vorbei, wird in Aleppo wieder gekämpft. Beobachter melden schweren Artilleriebeschuss, Frontgefechte und Luftangriffe in der geteilten syrischen Stadt. Hilfsorganisationen konnten die Waffenruhe nicht nutzen.
In der nordsyrischen Metropole Aleppo sind erneut Kämpfe erneut ausgebrochen. Zuvor war eine vereinbarte Feuerpause zu Ende gegangen. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete von schwerem Artilleriebeschuss und Gefechten entlang der Frontlinie zwischen dem Osten und Westen der geteilten Stadt. Zudem habe es erneut Luftangriffe gegeben.
Ein Aufruf der Vereinten Nationen an Russland, die Waffenruhe bis Montag einzuhalten, blieb offenbar ungehört. Weder Russland noch die Regierung in Damaskus äußerten sich zu einer möglichen Verlängerung der Feuerpause.
Nach Beginn der dreitägigen Waffenruhe war die Gewalt in der zwischen Regimetruppen und Rebellen geteilten Stadt deutlich zurückgegangen. Dennoch konnten internationale Hilfsorganisationen nicht wie geplant Verletzte und Kranke aus dem von Rebellen kontrollierten Ostteil der Stadt herausbringen. Die Sicherheitslage habe dies nicht zugelassen, sagte eine Sprecherin des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes. Immer wieder habe es Beschuss durch Granaten und Scharfschützen gegeben. Ein sicherer Zugang sei für die Mitarbeiter der Hilfsorganisationen nicht möglich gewesen.
Steinmeier appelliert an Menschlichkeit
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte der "Welt am Sonntag" mit Blick auf Russland: "Moskau, als wichtigster Unterstützer des Regimes, muss weiter seinen Einfluss geltend machen, damit eine tragfähige Übereinkunft für Aleppo und letztlich ein Waffenstillstand für ganz Syrien möglich wird." Alle Beteiligten seien in der Pflicht, auch die Kämpfer vor Ort und diejenigen in der Region, deren Stimme Gewicht hat. "Die Menschlichkeit gebietet es, die verheerende Lage der Menschen in Aleppo zu lindern."
Am 22. September hatte die syrische Armee mit Unterstützung der russischen Luftwaffe eine Offensive zur Rückeroberung der östlichen Stadtteile gestartet. Von dort aus bombardieren die Rebellen den Westteil der Stadt. Während der knapp vierwöchigen Offensive der russischen und syrischen Armee wurden in Aleppos Osten nach UN-Angaben etwa 500 Menschen bei Luftangriffen getötet und weitere 2000 verletzt. Schulen und Krankenhäuser wurden zerstört.
Aleppo ist die am heftigen umkämpfte Stadt im syrischen Bürgerkrieg. Die UN schätzen, dass im Ostteil der Stadt bis zu 300.000 Menschen festsitzen. Anderen Angaben zufolge sind es etwa 250.000 Menschen.
Quelle: ntv.de, rpe/dpa/AFP