Politik

Heß-Gedenken in Berlin-Spandau Gegendemo blockiert Neonazi-Aufmarsch

Wo die Neonazis entlang marschieren wollten, waren bereits die Gegendemonstranten.

Wo die Neonazis entlang marschieren wollten, waren bereits die Gegendemonstranten.

(Foto: dpa)

Neonazis wollen des Kriegsverbrechers Rudolf Heß in der Nähe des Orts seines Todes gedenken. Doch Gegendemonstranten verhindern den Marsch durch die Innenstadt von Berlin-Spandau. Ohne größere Zwischenfälle reisen die Rechten am späten Nachmittag wieder ab.

Etwa tausend Menschen haben sich in Berlin-Spandau nach Teilnehmerangaben einem Gedenkmarsch von etwa 800 Rechtsextremen für den einstigen Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß entgegengestellt. Die Gegendemonstranten blockierten die vorgesehene Route der Rechten. Die Polizei bemühte sich mit einem Großaufgebot weitgehend erfolgreich, die Gruppen voneinander getrennt zu halten.

Zum Gedenken an Rudolf Heß waren circa 800 Neonazis angereist.

Zum Gedenken an Rudolf Heß waren circa 800 Neonazis angereist.

(Foto: dpa)

Zu größeren Zwischenfällen kam es laut Polizei bis zum Ende der Kundgebungen kurz vor 17 Uhr nicht, wohl allerdings zu einzelnen kleineren Zusammenstößen und Festnahmen. Auf Anweisung der Polizei war die Demonstrationsroute der Rechten geändert worden, offensichtlich da ein Durchkommen auf dem eigentlich geplanten Weg durch die Innenstadt nicht möglich war. Nach der Abschlusskundgebung zogen die Rechten laut Polizei in Richtung Bahnhof ab. Sprecher der Gegendemonstranten werteten die Blockaden als Erfolg.

Anlass der Kundgebung der Rechtsextremen war der 30. Todestag von Rudolf Heß. Er nahm sich am 17. August 1987 im Kriegsverbrechergefängnis der Alliierten in Berlin-Spandau das Leben. Das Gebäude wurde danach abgerissen.

Geisel: "Grundordnung gilt auch für Arschlöcher"

Zu den Gegenkundgebungen hatte ein breites Aktionsbündnis aufgerufen, das unter anderem von SPD, Grünen, Linkspartei, Kirchen sowie dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) unterstützt wurde. In ihrem Aufruf wandten sie sich nicht nur gegen ein "Heldengedenken" für Heß, sondern auch generell gegen "rassistische Stimmungsmache" sowie "Drohkulissen gegen Menschen mit Migrationshintergrund und Geflüchtete".

Berlins Innensenator Andreas Geisel von der SPD sagte vorab dem Sender rbb zur Frage eines möglichen Verbots des Aufzugs der Rechtsextremen: "Ein Verbot wäre mir sehr sympathisch gewesen, wir haben das sehr sorgfältig geprüft und festgestellt, dass die freiheitlich-demokratische Grundordnung leider auch für Arschlöcher gilt." Auch ein Polizeisprecher wies im Internetdienst Twitter darauf hin: "Wir haben die Versammlungsfreiheit für alle zu gewährleisten."

Einzelne Rechtsextreme, die es wegen der Blockaden nicht zum Demonstrationsort geschafft hatten, hielten zwischenzeitlich eine kleinere, spontane Kundgebung im benachbarten Falkensee ab.

Quelle: ntv.de, jog/AFP/dpa

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