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Geiseltausch mit der Hamas 14 Häftlinge wurden gegen ihren Willen freigelassen

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In Ramallah im Westjordanland feiern Palästinenser die Freilassung von palästinensischen Häftlingen. Nicht alle Inhaftierten sind froh, von der Hamas freigepresst worden zu sein.

In Ramallah im Westjordanland feiern Palästinenser die Freilassung von palästinensischen Häftlingen. Nicht alle Inhaftierten sind froh, von der Hamas freigepresst worden zu sein.

(Foto: picture alliance/dpa/XinHua)

Während der Feuerpause werden 80 israelische Geiseln gegen 240 palästinensische Häftlinge ausgetauscht. 14 Palästinenserinnen werden gegen ihren Willen freigelassen: Mit der Hamas wollen sie nach Angaben ihrer Anwälte nichts zu tun haben.

Mehr als ein Dutzend der palästinensischen Häftlinge, die von Israel gegen die von der Hamas entführten Geiseln eingetauscht wurden, sind offenbar gegen ihren Willen freigelassen worden. Das berichtet die "New York Times". Demnach waren unter den Häftlingen 15 Frauen mit israelischer Staatsangehörigkeit. Die meisten von ihnen waren nach den Terrorangriffen der Hamas am 7. Oktober festgenommen und aufgrund ihrer Social-Media-Posts beschuldigt worden, eine Terrororganisation unterstützt zu haben. Verurteilt worden war bislang keine von ihnen. Bis auf eine lehnten alle eine Freilassung als Teil des Deals mit der Hamas ab. Sie hätten sich lieber vor Gericht verteidigt, wie die Zeitung nach Interviews mit einer der Frauen und drei Anwälten schreibt.

Insgesamt waren während der siebentägigen Feuerpause 105 Geiseln von der Hamas entlassen worden, darunter 80 Israelis, die gegen 240 palästinensische Häftlinge ausgetauscht wurden. Der Tausch kam unter Vermittlung von Katar, Ägypten und den USA zustande. Außerhalb dieser Verhandlungen entließ die Hamas zudem 23 Thailänder, einen Filipino und eine Person mit russischer und israelischer Staatsbürgerschaft. 138 Verschleppte sind noch immer in der Gewalt der Terrororganisation, die bei ihrem Überfall auf Israel am 7. Oktober mehr als 1200 Menschen ermordete.

"Schlimmer als jede Strafe"

Sowohl bei den palästinensischen Gefangenen als auch bei den israelischen Geiseln handelt es sich ausschließlich um Minderjährige und Frauen. Die 14 der 15 israelischen Staatsbürgerinnen hätten Angst, jetzt mit dem Stigma leben zu müssen, "mit einer Gruppe in Verbindung gebracht zu werden, die die meisten Israelis als widerwärtige Terrororganisation betrachten", wie die "New York Times" unter Berufung auf die Anwälte schreibt.

Mindestens eine der Frauen kam ohne ihr Wissen als Teil des Deals frei. Nach eigenen Angaben erfuhr sie erst ein paar Wochen nach ihrer Entlassung, dass sie zu der Vereinbarung gehörte. Sie sei schockiert gewesen: "Ich dachte: Wie kann ich Leute davon überzeugen, dass ich die Hamas nicht unterstütze, wenn ich Teil dieses Deals bin?" Einige der Frauen würden befürchten, auf der Straße angegriffen zu werden, heißt es in dem Bericht. In der Nähe eines Hauses, in der eine von ihnen lebt, sollen bereits Schüsse abgefeuert worden sein. Eine Frau, die Informatik studierte, wurde von ihrer Hochschule rausgeworfen.

Eine der Frauen war festgenommen worden, weil sie im Internet einen Witz geteilt hatte, der offenbar den Überfall der Hamas relativierte. Eine andere teilte ein Foto von Palästinensern, die am 7. Oktober durch ein Loch im Grenzzaun vom Gazastreifen nach Israel eindrangen, dazu den Spruch: "Unterdessen schlief die Armee, die nicht geschlagen werden kann." Die Rechtsanwältin Nareman Shehadeh Zoabi von der palästinensisch-israelischen Bürgerrechtsorganisation Adalah sagte, die israelische Regierung habe weder die Frauen noch ihre Anwälte gefragt, ob sie in den Deal mit der Hamas einbezogen werden wollten. Sie habe auch nicht auf die Bitten der Anwälte reagiert, die Frauen aus dem Deal herauszuhalten, sagte Zoabi.

Wie die anderen befragten Anwälte wollte Zoabi ihre Mandantin vor Gericht verteidigen. Ihren Angaben zufolge liegen die ihrer Mandantin vorgeworfenen Taten "definitiv innerhalb der Grenzen ihrer Meinungsfreiheit". Ahmad Massalha, ein israelisch-arabischer Rechtsanwalt, der eine der Frauen vertritt, sagte der Zeitung: "Mit der Hamas in Verbindung gebracht zu werden, ist schlimmer als jede Strafe, die ein Gericht hätten verhängen können."

Quelle: ntv.de, hvo

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