Mordfall Nemzow Gesuchter Wagen gehört Wachdienst
04.03.2015, 13:05 Uhr
Alles nur Zufall? Nemzow wurde nahe des Kreml ermordet.
(Foto: REUTERS)
Wer steckt hinter dem Mord an dem russischen Oppositionellen Nemzow? Die Verschwörungstheorien blühen, nun macht Moskau mehrere Verdächtige aus. Auch auf der Suche nach einem Auto gibt es Fortschritte - von denen der Kreml nichts wissen will.
Ein im Zusammenhang mit der Ermordung des russischen Oppositionspolitikers Boris Nemzow gesuchtes Auto gehört einem Sicherheitsdienst, der für das russische Finanzministerium tätig ist. Das berichtet die russische Nachrichtenagentur Tass.
Die russischen Behörden haben außerdem bereits mehrere Verdächtige ausgemacht. Dies sagte der Chef des Geheimdienstes FSB laut der Nachrichtenagentur Tass.
Wie die Agentur Interfax berichtet, die sich auf den FSB-Chef Alexander Bortnikow beruft, gebe es aber auch andere Möglichkeiten. Die Ermittler würden diese noch prüfen.
Präsident Wladimir Putin erklärte unterdessen, dass der Fall auch eine politische Note trage. Solche Morde dürfe es in Russland nicht geben, sagte der Staatschef während eines Treffens mit Vertretern des Innenministeriums.
Berater Putins haben wiederholt erklärt, die Regierung habe mit dem Attentat nichts zu tun. Die Berichte, wonach das Fluchtauto zum Fuhrpark der Behörde gehöre, dementierte das Finanzministerium. Auf Bildern einer Überwachungskamera sei zu sehen, dass der Wagen erst viel später am Tatort vorbeigefahren sei, sagte ein Ministeriumssprecher.
Im Ausland steht die russische Staatsführung in der Kritik. "Die Tat spiegelt ein Klima innerhalb Russlands wider, in dem sich die Zivilgesellschaft, kritische Journalisten und Internetnutzer zunehmend bedroht und eingeschränkt fühlen", sagte US-Präsident Barack Obama.
Nemzow wurde am Freitag unweit des Kremls in Moskau erschossen. Er war einer der profiliertesten Gegner von Präsident Wladimir Putin und dessen Ukraine-Politik. Bislang ist völlig unklar, wer hinter dem Mord steckt.
Theorien blühen
Kritiker fürchten, dass die Tat nie aufgeklärt wird - wie frühere Attentate auf andere Kremlgegner. Dabei gibt es verschiedenste Vermutungen. So könnte der Fall Nemzow möglicherweise als Tat von Nationalisten gesehen werden, die aus Hass auf die prowestliche Opposition gehandelt haben könnten. Andere Theorien der Ermittler schließen einen Zusammenhang mit der Ukraine-Krise oder eine Tat islamistischer Extremisten nicht aus.
Nemzows Freunde werfen der russischen Regierung vor, Hass gegen Kritiker zu säen. Nemzow sei ein Opfer dieser Atmosphäre geworden. Der Menschenrechtler Lew Ponomarjow beschuldigte staatliche Medien, Gegner des Kremls als Verräter zu stigmatisieren.
Nemzow war am Dienstag beigesetzt worden. Zu seiner Trauerfeier kamen Tausende, auch viele Gäste aus dem Ausland. Die Trauergäste bildeten eine lange Schlange vor dem Menschenrechtszentrum "Andrej Sacharow", wo der 55-Jährige aufgebahrt war.
Quelle: ntv.de, cro/ghö/rts