Online-Angriff aus dem Netz Hacker attackieren US-Armee
09.06.2015, 03:13 Uhr
Als wäre nichts geschehen: army.mil ist wieder online.
(Foto: army.mil)
Peinliches Eingeständnis der US-Armee: Die mit Abstand mächtigste Militärmaschinerie der Erde ist den Angriffen aus dem Internet offenbar hilflos ausgeliefert. Diesmal treffen die unbekannten Täter mitten ins Schwarze.
Diese Attacke dürfte weitreichende Folgen haben: Der Internetauftritt der US-Armee ist nach einem Hackerangriff stundenlang vom Netz gegangen. Unbekannte Täter hätten den Internet-Dienstleister der US Army attackiert, teilte Brigadegeneral Malcolm Frost mit. Die Seite "army.mil" sei deshalb vorsichtshalber abgeschaltet worden.
Der Angriff traf damit das wichtigste Aushängeschild der US-Landstreitkräfte im Internet. Auf der Seite army.mil präsentiert sich das US-Heer nicht nur vor aller Welt, sondern informiert vor allem auch die US-Öffentlichkeit und alle Militärangehörigen über Veranstaltungen, aktuelle Veränderungen und andere Neuigkeiten.
Die US Army ist die personalstärkste Teilstreitkraft des US-Militärs mit rund 500 aktiven Soldaten und noch einmal so vielen Reservisten. Dazu kommen zehntausende Verwaltungsangestellte im zivilen Bereich sowie tausende private Dienstleister, Zulieferer und Rüstungsfirmen. Für sie alle soll die Internetseite army.mil als zentrale Informationsquelle dienen. Entsprechend stark ist die Seite frequentiert. Erst am Abend (Ortszeit US-Ostküste) konnte die Seite wieder ans Netz gehen.
Angriff in der Heimat
Über die Urheber der Attacke machte das Militär keine Angaben. US-Medienberichten zufolge bekannte sich die "Elektronische Armee Syriens" zu dem Angriff. Die Gruppe war in den vergangenen Jahren für das Hacken anderer amerikanischer Websites verantwortlich gemacht worden, darunter so prestigeträchtige Ziele wie etwa wie die Homepage der "New York Times" und der "Washington Post" oder der Kurznachrichtendienst Twitter.
Auch das Twitter-Konto des Fotodienstes der Nachrichtenagentur AFP sowie Konten bei sozialen Netzwerken des britischen Senders BBC wurden angegriffen. Nach Angaben von Regierungsvertretern wurde nun offenbar zum ersten Mal eine Website der US-Armee selbst gehackt. Bislang zielten die Angriffe vor allem auf die Twitter-Konten des Militärs. Der Fall dürfte die Debatte um Angriffe fremder Mächte auf US-Datensysteme neu anheizen - und womöglich eine Aufrüstungswelle in der elektronischen Kriegführung auslösen.
Elektronische Fronten
Dabei kam es für das Pentagon auch zum propagandatechnischen Super-Gau: So wurden im Januar über das Twitter-Konto des US-Zentralkommandos für den Nahen Osten Botschaften verbreitet, die die Dschihadistenorganisation Islamischer Staat (IS) verherrlichten.
Die US-Regierung ist in den vergangenen Monaten wiederholt Opfer von Cyberattacken geworden. Vergangene Woche wurde bekannt, dass der Personalverwaltung der US-Regierung bei einem groß angelegten Angriff persönliche Daten von bis zu vier Millionen aktiven und ehemaligen Regierungsangestellten gestohlen worden sein könnten. Medienberichten zufolge kam der Angriff aus China. Belege gibt es dafür bislang nicht.
Ende Mai wurde mitgeteilt, dass unbekannte Hacker der US-Steuerbehörde IRS die Daten von rund 100.000 Steuerzahlern gestohlen haben. Nach Informationen des Fernsehsenders CNN führte die Spur nach Russland. Bereits im Oktober waren Hackerangriffe auf Computersysteme des Weißen Hauses und des US-Außenministeriums verübt worden, die Medienberichten zufolge ebenfalls aus Russland kamen. Auch hier handelt es sich bislang nur um Mutmaßungen und Verdachtsäußerungen.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/AFP