Wie wird Rassismus begünstigt? Hamburg startet Polizei-Studie
28.09.2020, 13:53 Uhr
Polizei im Schanzenviertel.
(Foto: picture alliance/dpa)
Eine Studie über rassistische Einstellungen in der Polizei lehnt Bundesinnenminister Seehofer ab. In Hamburg soll eine solche Untersuchung im Oktober starten. Die Studie soll ermitteln, welche Umstände die Entstehung von radikalen Einstellungen begünstigen.
Die Hamburger Polizei-Akademie will in einer Studie Vorurteile und Radikalisierungsmechanismen bei Polizisten untersuchen. "Wir wollen ermitteln, welche Risikofaktoren bei der Hamburger Polizei die Entstehung von Vorurteilen und radikalen Einstellungen begünstigen", sagte Akademie-Leiter Thomas Model dem "Hamburger Abendblatt".
Tägliche Routine mit immer gleicher Klientel, gleichen Brennpunkten und gleichen Problemlagen könne möglicherweise die Entstehung von Vorurteilen und rassistischem Denken begünstigen, zählte Model beispielhaft auf. "Genau das wollen wir ja erforschen und damit die Probleme unserer Polizisten besser verstehen." Die Studie, bei der mindestens 3000 Beamte im operativen Dienst sowie Führungspersonal befragt werden sollen, solle helfen zu erkennen, wie so eine Dynamik entstehen kann.
Vor dem Hintergrund rechtsextremer und rassistischer Vorfälle bei der Polizei wie zuletzt in Essen könne nicht von Einzelfällen gesprochen werden, sagte der Chef der Polizei-Akademie. Von einem strukturellen Problem wollte Model aber auch nicht sprechen, "sondern eher von einem Problem, richtig mit diesem Thema umzugehen".
Die Befragungen zur Studie, bei der die Akademie der Polizei mit Universitäten und Forschungseinrichtungen aus Hamburg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen kooperiere, soll im Oktober beginnen. "Die Teilnahme an der Studie, die auf mehrere Jahre angelegt ist, ist natürlich freiwillig und anonym." Bundesinnenminister Horst Seehofer hat sich gegen eine Rassismus-Studie ausgesprochen, die nur die Polizei in den Blick nimmt, und entsprechende Forderungen aus der SPD damit zurückgewiesen. Das Thema ist mittlerweile zu einem Symbol geworden.
Quelle: ntv.de, hvo/dpa