Libanons Premier hat Todesangst Hariri wirft Damaskus Mordpläne vor
30.11.2017, 14:43 Uhr
Aus Saad al-Hariris Verhalten der vergangenen Wochen wird man nicht ganz schlau.
(Foto: AP)
Der libanesische Premierminister Hariri fühlt sich bedroht und verlässt den Libanon in Richtung Paris. Schon bei seinem Rücktritt Anfang November spricht er von Todesangst. In einem Interview wird er nun konkreter: Das syrische Regime trachte ihm nach dem Leben.
Libanons Ministerpräsident Saad Hariri hat der syrischen Regierung vorgeworfen, ihm nach dem Leben zu trachten. "Ich habe viele Feinde, Extremisten und das syrische Regime. Dieses hat ein Todesurteil gegen mich verhängt. Sie werfen mir Einmischung in ihrem Land vor", sagte Hariri in einem Interview in "Paris Match". Damaskus habe auch schon seinen Vater Rafik Hariri getötet, sagte er.
Der damalige libanesische Ministerpräsident war im Februar 2005 bei einem Bombenanschlag in Beirut getötet worden. Sein Sohn Saad hat dafür schon früher den syrischen Machthaber Baschar al-Assad verantwortlich gemacht. Damaskus bestreitet jede Verwicklung. Mehrere Mitglieder der libanesischen Hisbollah-Miliz wurden später von einem UN-Gericht schuldig befunden, den Anschlag organisiert zu haben.
Saad Hariri schloss dennoch vor einem Jahr eine Koalition mit der schiitischen Bewegung, doch vor knapp einem Monat trat er überraschend in der saudischen Hauptstadt als Ministerpräsident zurück. Er warf damals der Hisbollah und dem Iran vor, den Libanon dominieren zu wollen und einen Anschlag auf ihn zu planen. Es wurde jedoch gemutmaßt, dass er von Saudi-Arabien zum Rücktritt gezwungen worden war.
Nun wieder Rückkehr nach Paris
Drei Wochen nach seiner Rücktrittserklärung kehrte Hariri über einen Zwischenstopp in Paris nach Beirut zurück, wo er verkündete, auf Bitte von Präsident Michel Aoun seinen Rücktritt aufzuschieben. In dem Interview mit "Paris Match" drängt er nun erneut darauf, dass sich die Hisbollah-Miliz aus Syrien zurückzieht. "Es ist im Interesse des Libanon, dass diese Waffen nicht anderswo eingesetzt werden."
Die Hisbollah kämpft seit Jahren in Syrien aufseiten Assads. Zu dessen militärischen Erfolgen sagte Hariri, nicht Assad habe gewonnen, sondern Russlands Staatschef Wladimir Putin und der iranische Präsident Hassan Ruhani. Deren Streitkräfte unterstützen Assad ebenfalls gegen die Rebellen. Der Sunnit Hariri ebenso wie Saudi-Arabien sehen den steigenden Einfluss des schiitischen Iran in der Region mit Missfallen.
Wie aus seinem Umfeld verlautete, flog Hariri am Mittwoch für einige Tage zu seiner Familie in Paris. Vor seiner Rückkehr nach Beirut hatte er bereits auf Einladung des französischen Staatschef Emmanuel Macron einige Tage in Paris verbracht.
Quelle: ntv.de, nsc/AFP