Bewegende Rede im Bundestag Herzog will deutsch-israelische Partnerschaft vertiefen
06.09.2022, 13:38 UhrSein Vater erzählte ihm von der "Hölle auf Erden", nun besucht Herzog das Land der Mörder. Im Bundestag spricht er über das komplizierte deutsch-israelische Verhältnis. Wohl auch mit Blick auf den Nahost-Konflikt führt er aus: "Nie haben wir Kritik gefürchtet, nie haben wir Kritik unterbunden."
Israels Präsident Izchak Herzog hat in einer bewegenden Rede im Bundestag dazu aufgerufen, die Partnerschaft zwischen Deutschland und Israel zu vertiefen. Gleichzeitig müsse die Erinnerung an die deutschen Verbrechen unter der Nazi-Herrschaft bewahrt werden, betonte er in Berlin. "Die jüdische Nation ist eine Nation des Erinnerns", sagte der Präsident. Dies sei Teil ihrer Identität.
Finstere, hasserfüllte, vom Iran angeführte Kräfte bedrohten aktuell den Staat Israel und die gesamte Weltordnung, warnte Herzog. Daher sei es notwendig, "entschieden und hart" gegen den Iran und seine Pläne zur Entwicklung von Atomwaffen vorzugehen. Der israelische Präsident wies auf die Leistungen von Forschern seines Landes bei der Entwicklung von Technologien zur Begrenzung des Klimawandels hin.
Wohl auch mit Blick auf den Nahost-Konflikt und die Rechte der Palästinenser führte er aus: "Nie haben wir Kritik gefürchtet, nie haben wir Kritik unterbunden." Israel strecke seine Hand zum Frieden aus. Die Palästinenser müssten zuerst den Terror bekämpfen.
Sein Vater war kurz nach der Befreiung in Bergen-Belsen
In seiner Rede im Bundestag erinnerte Herzog an das Jahr 1987. Damals hatte sein Vater, Chaim Herzog, als erster israelischer Präsident Deutschland besucht. Die Schilderungen seines Vaters, der das KZ Bergen-Belsen kurz nach der Befreiung von der Nazi-Herrschaft betreten und die Gedenkstätte 1987 als Staatsgast besucht hatte, werde er nie vergessen, sagte Herzog. Sein Vater habe ihm von den Leichenbergen und der "Hölle auf Erden" erzählt. Zum Abschluss seines Staatsbesuchs will Herzog am Nachmittag gemeinsam mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen besuchen.
Die Abgeordneten des Bundestags und geladene Gäste erhoben sich auf Herzogs Bitte hin, um gemeinsam im Gebet der Seelen der sechs Millionen ermordeten Juden zu gedenken. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas sagte: "Antisemitismus ist nicht nur ein Problem der Vergangenheit. Nicht nur ein Problem der anderen, der Extremisten. Antisemitismus ist mitten unter uns, in der Mitte unserer Gesellschaft." Hier dürfe es kein Wegsehen und keine falsch verstandene Toleranz geben. Bas versprach erneut, sich dafür einzusetzen, die Pläne zur Einrichtung eines deutsch-israelischen Jugendwerks voranzutreiben. Einen entsprechenden Beschluss hatte der Bundestag bereits 2018 gefasst. Seither ist jedoch nicht viel passiert.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa