Umbruch im Jemen Huthi richten sich mit der Macht ein
07.02.2015, 13:02 Uhr
Die Milizionäre der Huthi-Sekte haben die Macht im Jemen komplett übernommen und tragen jetzt auch Polizeiuniformen. Dabei Qat zu kauen, ist im Jemen kein Widerspruch.
(Foto: REUTERS)
Besonders den USA und dem Nachbarland Saudi-Arabien gefällt die Entwicklung im Jemen nicht: Die schiitische Huthi-Miliz übernimmt in Sanaa endgültig die Macht. Doch auch im Innern haben die Huthi Todfeinde. Der Jemen befindet sich in einer dramatischen Lage.
Die Huthi-Rebellen im Jemen versuchen ihre Macht weiter abzusichern. Einen Tag nach ihrer Machtübernahme verkündete die schiitische Miliz die Bildung einer sogenannten Sicherheitskommission. Das Gremium werde bis zur Bildung eines Präsidentschaftsrats die "Angelegenheiten des Landes" regeln, heißt es in einer Erklärung, die von amtlichen Nachrichtenagentur Saba verbreitet wurde. Diese wird schon seit Januar von den Huthi kontrolliert.
Die Milizionäre hatten am Freitag die Auflösung des Parlaments in Sanaa verkündet. Den bereits zurückgetretenen Präsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi erklärten sie erneut für abgesetzt. Der Sicherheitskommission, die aus insgesamt 18 Mitgliedern besteht, gehören demnach auch der Verteidigungs- und der Innenminister der ehemaligen Hadi-Regierung an.
Uno droht mit "Maßnahmen"
Die neue Entwicklung gefällt vor allem den USA und dem Nachbarland Saudi-Arabien nicht. Der Sondervermittler der Vereinten Nationen, Dschamal Benomar, reiste laut Saba nach einem halbtägigen Aufenthalt in Saudi-Arabien gleich wieder in das Konfliktland zurück.
Der UN-Sicherheitsrat drohte gleichzeitig, "weitere Maßnahmen" zu ergreifen, sollten unter UN-Leitung geführte Verhandlungen nicht umgehend wieder aufgenommen werden. Bereits im November hatte der Weltsicherheitsrat Sanktionen gegen zwei Huthi-Führer und Ex-Präsident Ali Abdullah Salih verhängt, die Visa- und Kontosperrungen vorsahen.
Geplante Offensive
Der Jemen wird seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Ali Abdallah Salih im Jahr 2012 von Gewalt und schweren politischen Unruhen erschüttert. Die Huthi-Milizionäre der Bewegung Ansaru Allah starteten Anfang des Jahres 2014 eine Offensive, in deren Zuge sie im September die Hauptstadt Sanaa einnahmen.
Seither dehnte die Schiitenmiliz ihren ursprünglichen Machtbereich im Norden auf das Zentrum und den Westen des Landes aus. Ende Januar nahmen die Huthis den Präsidentschaftspalast in der Hauptstadt Sanaa ein und weiteten seitdem ihre Kontrolle über das Land aus.
Die Huthi-Rebellen gehören der schiitischen Sekte der Saiditen an, deren Imame bis 1962 im Nordjemen geherrscht haben. Seitdem zettelten sie mehrfach Aufstände gegen die sunnitische Führung in Sanaa an. Die USA und Saudi-Arabien unterstützen den bisherigen Präsidenten Hadi.
Unabhängig davon bekämpfen sunnitische Stämme und Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (Aqap) die Huthi. Bei einer Explosion vor dem von den Huthi kontrollierten Präsidentenpalast in Sanaa wurden nach Angaben von Augenzeugen zwei Menschen verletzt.
Quelle: ntv.de, nsc/dpa/AFP