Anschlag auf Pilger-Busse im Irak IS-Attentat tötet mehr als 80 Menschen
24.11.2016, 16:04 Uhr
In Kerbela kamen die Pilger zu Ehren des Imams Hussein, Enkel des Propheten Mohamed, zusammen.
(Foto: dpa)
Im Irak sind Tausende schiitische Pilger auf dem Rückweg von religiösen Feierlichkeiten in der heiligen Stadt Kerbela. An einer Tankstelle explodiert ein Sprengsatz nahe Pilger-Bussen und reißt mehr als 80 Menschen in den Tod.
An einer Tankstelle im Irak ist ein Anschlag auf Busse mit schiitischen Pilgern verübt worden. Dabei sind nach Behördenangaben mehr als 80 Menschen getötet worden. Mehr als 100 Menschen wurden demnach zudem verletzt. Der Polizei zufolge explodierte ein Lastwagen an einer Tankstelle, an der zahlreiche Busse mit schiitischen Pilgern parkten. Nach Angaben aus Polizeigeheimdienstkreisen waren in den Bussen Iraner, Iraker und Pilger aus Bahrain. Rettungswagen seien auf dem Weg, hieß es.
Der Anschlag wurde demnach im Dorf Schomali 120 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Bagdad verübt. Mindestens sieben Busse hätten zum Zeitpunkt der Explosion an der Tankstelle gestanden, sagte ein Polizist der Nachrichtenagentur AFP. Wegen der Stärke der Explosion könne die Anzahl der Opfer noch steigen.
Die schiitischen Pilger kamen aus der Stadt Kerbela im Iran, wo in den vergangenen Tagen Millionen Schiiten das Arbain-Fest begangen hatten. Aus Furcht vor Anschlägen sunnitischer Extremistengruppen hatte das Fest unter massiven Sicherheitsbedingungen stattgefunden.
Die sunnitische Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannte sich zu dem Attentat. Das IS-Sprachrohr Amak erklärte im Internet, mehr als 200 Menschen seien getötet oder verletzt worden. Der IS verübt im Irak immer wieder Anschläge, die sich vor allem gegen die Mehrheit der Schiiten richten.
Irakische Streitkräfte gehen massiv gegen IS vor
Im vergangenen Sommer waren in der Hauptstadt Bagdad beim bisher verheerendsten Anschlag der Dschihadisten mehr als 280 Menschen getötet worden, als eine Autobombe vor einem Einkaufszentrum explodierte. In der vergangenen Woche starben bei einem Selbstmordanschlag auf die Stadt Falludscha mindestens 20 Menschen. Mit den Attentaten wollen die Extremisten die Spannungen zwischen Schiiten und Sunniten im Irak weiter anheizen.
Seit Mitte Oktober läuft eine Großoffensive irakischer Sicherheitskräfte auf die IS-Hochburg Mossul. Am Mittwoch hatten Schiitenmilizen die letzte Versorgungsroute der Großstadt gekappt. Mossul und das noch vom IS gehaltene Umland sind damit von der Außenwelt abgeschnitten.
Die Versorgungsroute Richtung Syrien ist für die Extremisten überlebenswichtig, weil sie über die Strecke Nachschub und Kämpfer transportiert. Der Einsatz der eng mit dem schiitischen Iran verbundenen Milizen an der Offensive ist höchst umstritten. Die Sunniten lehnen ihn ab, weil sie befürchten, dass die Milizen ihren Einfluss im Irak weiter ausdehnen. Mit ihrem Vormarsch sind die Schiiten tief in sunnitisches Kernland vorgedrungen.
Quelle: ntv.de, shu/dpa/AFP/rts