Heftige Kämpfe nördlich von Aleppo IS-Kämpfer rücken nach Marea vor
29.05.2016, 20:57 Uhr
Aleppo liegt längst in Schutt und Asche.
(Foto: AP)
Die Rebellen im Norden Syriens geraten immer mehr in die Zange. Im Westen die Kurden, im Norden die Türkei, müssen sie sich im Osten eines Ansturms der Terrormiliz IS erwehren. Zehntausende Flüchtlinge wissen nicht, wohin.
Kämpfer der sunnitischen Terrormiliz IS haben die Außenbezirke einer der letzten beiden Rebellenstädte nördlich von Aleppo in Syrien gestürmt. Die Dschihadisten hätten am Samstag Verteidigungsanlagen der Stadt Marea überrannt, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Am Sonntag konnten die Rebellen die Kämpfer des IS zwar leicht zurückdrängen. Doch dauerten heftige Kämpfe am Stadtrand an; Dutzende Menschen starben.
Bereits in den vergangenen Tagen waren Einheiten des Islamischen Staates (IS) in der Region gegen Aufständische nahe der türkischen Grenze vorgerückt. Marea etwa 20 Kilometer südlich der Grenze ist neben Asas die einzige größere Stadt, die in der Enklave noch von Rebellen gehalten wird. Das Rebellengebiet grenzt im Osten an den Herrschaftsbereich des IS und im Westen an Kurdengebiete. Erst kürzlich war der IS in das wegen der Nachschubwege wichtige Gebiet vorgerückt.
Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) flohen Zehntausende vor den Dschihadisten und sind nun in der Region um Asas eingeschlossen. Den Rebellen droht dort ein totaler Zusammenbruch. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) und HRW gehen von 165.000 Vertriebenen aus, die rund um Asas Zuflucht gesucht haben. Unter diesen sind auch Flüchtlinge der vergangenen Wochen und Monate.
Karl Schembri vom Norwegischen Flüchtlingsrat (NRC) sagte, die Lage sei beispiellos. "Das gesamte Gebiet um Asas ist komplett unsicher und Tausende Zivilisten und Hunderte Helfer sind in die Konfliktzone geraten." Die Türkei hat ihre Grenze für Flüchtlinge aus Syrien geschlossen. Ein örtlicher Aktivist berichtete, dass Rebellen einen Ort an die kurdischen Truppen übergeben hätten, um den Abzug von Zivilisten aus dem belagerten Marea zu ermöglichen. Dabei gehe es sich vor allem um Kinder, Frauen und Verwundete. Auf türkischem Staatsgebiet schlugen erneut Raketen ein. Diese wurden wahrscheinlich aus Gebieten der Terrormiliz IS abgeschossen.
Sturm auf IS-Hochburg Falludscha
Die Kurden im Irak meldeten derweil einen Großangriff auf den IS im Norden des Landes. Der Vorstoß der von der Bundeswehr mit Waffen unterstützten Peschmerga-Kämpfer ziele auf Stellungen der Dschihadisten etwa 45 Kilometer nordöstlich ihrer Hochburg Mossul, sagte ein Befehlshaber. Dabei seien mindestens 17 IS-Kämpfer getötet worden. Opfer auf kurdischer Seite wurden nicht genannt. Zur Vorbereitung des angekündigten Sturms auf die IS-Hochburg Falludscha kreisten irakische Einheiten am Wochenende die Stadt westlich von Bagdad weiter ein. Die im Januar 2014 vom IS eroberte Stadt ist nach Mossul die wichtigste Bastion der Dschihadisten im Irak.
Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan kritisierte die USA wegen ihrer Unterstützung kurdischer Milizen gegen den IS in Syrien. Erbost zeigte er sich über Fotos von US-Soldaten mit Uniformabzeichen der YPG, der Miliz der syrischen Kurdenpartei PYD. Er verurteile die "Unterstützung, die die USA der PYD und der YPG gegeben haben", sagte Erdogan in der Kurdenmetropole Diyarbakir im Südosten der Türkei. Er nannte militante Kurden abwertend "Atheisten".
Die US-Spezialeinheiten sollen Kurdentruppen beim Vormarsch auf die IS-Hochburg Al-Rakka unterstützen. Am Vortag hatte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu bereits erklärt, es sei "inakzeptabel, dass US-Soldaten das Emblem einer Terrororganisation tragen". Der Sprecher der US-Armee im Irak, Steve Warren, nannte das Tragen der Abzeichen unangebracht, verwies aber auf eine alte Praxis von Spezialkräften bei der Zusammenarbeit mit fremden Einheiten.
Quelle: ntv.de, dsi/dpa