Kurdenstadt unter Beschuss IS startet Offensive auf Kobane
28.09.2014, 22:52 Uhr
Von der türkischen Seite aus beobachten die Menschen die Kämpfe in Kobane.
(Foto: AP)
Die Dschihadisten des IS nehmen die belagerte Stadt Ain al-Arab an der türkischen Grenze unter Feuer. Kurdische Kämpfer versuchen ihnen zu trotzen. US-Präsident Obama räumt unterdessen ein, die Dschihadisten unterschätzt zu haben.
In Syrien hat die Terrormiliz "Islamischer Staat" übereinstimmenden Berichten zufolge einen Großangriff auf die kurdische Enklave Ain al-Arab (Kurdisch: Kobane) begonnen. Mindestens elf Granaten seien am Abend im Westen der Stadt eingeschlagen, berichtet die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Auch von Osten her sollen die Extremisten nach Angaben von Augenzeugen angreifen.
Auf Twitter berichteten Beobachter von der türkischen Grenze aus von "schwerem Beschuss". Wegen der hereinbrechenden Nacht soll es zuletzt jedoch ruhiger geworden sein. Eine arabische Journalistin vor Ort schrieb unter Berufung auf Anwohner, es sei das erste Mal, dass die IS-Miliz einen so großen Angriff unmittelbar auf die Stadt führe. Autos würden "reihenweise" die Stadt verlassen. Ein Korrespondent der kurdischen Nachrichtenseite "Rudaw" bestätigte Angriffe auf das Stadtzentrum.
Am Samstag hatten IS-Extremisten Ain al-Arab nach Angaben der Beobachtungsstelle erstmals mit Mörsergranaten beschossen. Mindestens ein Bewohner sei dabei ums Leben gekommen. Die IS-Kämpfer haben vor über einer Woche einen Vormarsch auf die von Kurden bewohnten Gebiete in Nordsyrien begonnen. 60 Dörfer rund um Ain al-Arab fielen bereits in ihre Hände. Rund 1800 kurdische Kämpfer sollen in den vergangenen Tagen nach Kobane gezogen und dort in Stellung gegangen sein, um die Stadt gegen die Dschihadisten zu verteidigen.
Obama: Haben IS unterschätzt
US-Präsident Barack Obama räumte unterdessen ein, dass die Geheimdienste der USA die Dschihadistenbewegung des Islamischen Staates unterschätzt haben. Das sagte Obama in einem Fernsehinterview mit dem Sender CBS. Zugleich hätten die USA die Schlagkraft der irakischen Armee im Kampf gegen die vorrückenden Islamisten überschätzt.
Obama verwies dabei auch auf Äußerungen des Direktors der Nationalen Nachrichtendienste, James Clapper. Dieser hatte bereits der "Washington Post" gesagt, die USA hätten nicht mit einem solchen Erfolg der IS-Milizen gerechnet. Zudem räumte Clapper ein, er hätte nie gedacht, dass sich die irakischen Sicherheitskräfte den vorrückenden Dschihadisten im Norden des Golfstaats so schnell geschlagen geben könnten und die Flucht ergreifen würden.
Quelle: ntv.de, nsc/dpa/rts