Politik

Kurden mobilisieren Kämpfer Al-Nusra Front kündigt Vergeltung an

Im syrischen Bürgerkrieg können Dschihadisten zum kleineren Übel werden. Syrer in Maarat al-Numan demonstrieren gegen die Luftangriffe der USA. Sie halten auch Fahnen der Al-Nusra-Front und des IS in die Höhe.

Im syrischen Bürgerkrieg können Dschihadisten zum kleineren Übel werden. Syrer in Maarat al-Numan demonstrieren gegen die Luftangriffe der USA. Sie halten auch Fahnen der Al-Nusra-Front und des IS in die Höhe.

(Foto: AP)

Die Nusra-Front in Syrien kämpft nicht nur gegen Assad, sondern auch gegen den IS. Doch die US-Bomben scheinen die verfeindeten Dschihadisten wieder zu Brüdern zu machen. Für die Kurden in der umkämpften Stadt Kobane bleibt die Situation verzweifelt.

Die Dschihadistengruppe Al-Nusra-Front hat den USA und ihren Verbündeten mit Vergeltung für die Luftangriffe auf Syrien gedroht. Die beteiligten Staaten seien nun zum Ziel für Gotteskrieger in aller Welt geworden. Ein Sprecher der Nusra-Front bezeichnete den internationalen Militäreinsatz in einem im Internet verbreiteten Video als "Krieg gegen den Islam". Am Montag hatte bereits der Islamische Staat (IS) zu gezielten Tötungen von Bürgern aus westlichen Staaten aufgerufen, die sich am Kampf gegen die Dschihadisten beteiligen.

Vor allem dem IS gelten die Luftangriffe. Doch auch Stellungen der Nusra-Front sind bereits bombardiert worden. Dies wurde zum Teil auch von der nicht-islamistischen Opposition in Syrien kritisiert, weil die Nusra-Front zwar aus radikalen Islamisten besteht, aber mitunter Seite an Seite mit anderen Oppositionellen gegen die Truppen des Assad-Regimes kämpfen. Daneben nahmen die USA und ihre Verbündeten auch die Gruppe Chorasan ins Visier, die als ähnlich gefährlich wie der IS eingestuft wird, aber kleiner ist.

Die Al-Nusra-Front kontrolliert Teile von Nordsyrien. Die Dschihadisten sind radikal, aber nicht so mordlüstern wie der IS. Die Luftangriffe der Amerikaner sehen die Nusra-Kämpfer als Angriff auf den Islam.

Die Al-Nusra-Front kontrolliert Teile von Nordsyrien. Die Dschihadisten sind radikal, aber nicht so mordlüstern wie der IS. Die Luftangriffe der Amerikaner sehen die Nusra-Kämpfer als Angriff auf den Islam.

(Foto: REUTERS)

"Dieser Krieg könnte Jahrzehnte dauern", heißt es in der Nusra-Mitteilung weiter. Es war die erste Reaktion der mit Al-Kaida verbündeten Gruppe seit Beginn der Luftangriffe in Syrien am vergangenen Dienstag. Zahlreiche Nusra-Kämpfer und Angehörige anderer radikal-islamischer Gruppen haben sich inzwischen dem IS angeschlossen. Nach einer Fehde zwischen den Anführern der Dschihadistengruppen sind die Nusra-Front und der IS offiziell verfeindet.

Die Drohungen der Extremisten gegen westliche Staaten sind Experten zufolge durchaus ernstzunehmen. Nach in Videos zur Schau gestellten Enthauptungen westlicher Journalisten in Syrien oder dem Irak sowie vergangene Woche in Algerien ist dem Terrorismusexperten Guido Steinberg zufolge auch mit Anschlägen in Europa zu rechnen. Das berichtet der "Spiegel". Sollte der IS seinen Einfluss in dem neugeschaffenen Kalifat im Nahen Osten halten, werde der selbsternannte Kalif Ibrahim (so der Kalifenname von IS-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi) danach trachten, Osama bin Laden als Anführer der Dschihad-Bewegung insgesamt zu beerben. Dafür aber sei mindestens ein weltweit aufsehenerregender Anschlag im Westen notwendig. Hilfreich dabei könnten die europäischstämmigen Rekruten des IS sein, von denen mehrere Tausend in Syrien vermutet werden.

1800 Kurden gegen den IS

Die Anti-IS-Koalition setzt unterdessen ihre Angriffe auf Stellungen der Miliz in Syrien und im Irak fort. Nach Angaben von Aktivisten wurden unter anderem drei Ölanlagen unter der Kontrolle des IS beschossen. Die Anlagen in der Region Tal Abyad an der Grenze zur Türkei seien zerstört worden, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London mit. In den vergangenen Tagen hatten die USA und ihre Verbündeten nach Angaben der oppositionsnahen Organisation bereits zwölf Förderanlagen im Osten Syriens zerstört, um die Extremisten von einer ihrer wichtigsten Einnahmequellen abzuschneiden.

Die US-Luftwaffe sowie Kampfjets aus Jordanien, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten griffen auch erneut IS-Stellungen in der Provinz Rakka an. Am Samstag hatten sie erstmals auch Ziele in der von den Dschihadisten belagerten Kurdenstadt Ain al-Arab an der Grenze zur Türkei bombardiert. Dort kämpfen nach Angaben von Menschenrechtlern rund 1800 kurdische Kämpfer, die zum Teil aus der Türkei zurückgekommen sind, um die von ihnen Kobane genannte Stadt zu verteidigen.

Kobane war vor über einer Woche von IS-Kämpfern umzingelt worden. Bei ihrem Vormarsch hatten die Dschihadisten mehr als 60 Dörfer im Umland eingenommen. Tausende Menschen sind nach Norden in die Türkei geflohen. Nach Angaben von Augenzeugen stehen die IS-Kämpfer mittlerweile bis zu zehn Kilometern vor Kobane. Am Samstag hatten die Dschihadisten erstmals den Stadtkern mit Mörsergranaten beschossen. Dabei sei ein Mensch ums Leben gekommen, mehrere wurden verletzt, berichtete die Beobachtungsstelle.

Quelle: ntv.de, nsc/dpa/rts/AFP

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