Flucht aus "Kalifat" verboten IS verhöhnt toten Flüchtlingsjungen
10.09.2015, 14:07 Uhr
Für Opfer unter den syrischen Flüchtlingen auf dem Weg nach Europa haben die IS-Extremisten kein Mitleid übrig. Muslime sollten in ihr Herrschaftsgebiet ein- und nicht auswandern. In ihrer Zeitschrift "Dabiq" erniedrigen sie auch zwei ihrer Geiseln.
Das Bild vom toten Aylan Kurdi, der beim Fluchtversuch seiner Familie in der Ägäis ertrank, erschütterte die ganze Welt - die ganze Welt bis auf einige wenige Fanatiker, darunter die IS-Terroristen. In ihrem im Internet veröffentlichen Magazin "Dabiq", widmen die Islamisten den vielen Opfern unter den syrischen Flüchtlingen einen Artikel - mit dem Foto des toten Dreijährigen und der Überschrift: "Die Gefahr, das Haus des Islam zu verlassen".
Wer wie der kleine Aylan und seine Familie aus dem IS-Gebiet ins ungläubige Europa fliehe, sei selbst schuld, so die Botschaft. Mit dem "Haus des Islam" meinen die Terroristen ihr selbsternanntes Kalifat. Muslime, die das IS-Herrschaftsgebiet verlassen, um in christliche Länder auszuwandern, so die Botschaft, begingen eine schwere Sünde. Nachdem das muslimische Kalifat durch den IS wieder errichtet sei, sei Emigration nur noch in, aber niemals aus dessen Gebiet erlaubt.
Auf perfide Weise zur Schau stellt der IS in der neuen Ausgabe seines Magazins auch zwei seiner ausländischen Geiseln. Gestaltet wie ganzseitige Werbeanzeigen veröffentlichen die Islamisten Fotos und Steckbriefe eines Norwegers und eines Chinesen. "Norwegischer Gefangener zu verkaufen" und "Chinesischer Gefangener zu verkaufen" heißt es dazu. Und weiter: "Dieser Gefangene wurde von seiner Regierung im Stich gelassen", die nicht bereit gewesen sei, das geforderte Lösegeld für ihn zu zahlen.
Wer bereit sei, das Lösegeld zu bezahlen, solle sich unter einer angegebenen irakischen Nummer melden, heißt es weiter. Die "Anzeige" richtet sich inbesondere an "Heiden, Kreuzzügler und so genannte Menschenrechtsorganisationen". Zur Höhe der geforderten Summe gibt es keine Angaben.
Laut Informationen der norwegischen Regierung ist der Staatsbürger bereits seit Januar in der Hand einer extremistischen Gruppe. Das Außenministerium wollte allerdings keine genaueren Angaben machen. Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums erklärte in Peking, Berichte über die Entführung würden geprüft.
Quelle: ntv.de, mbo