Politik

Klasnić - ein Leben mit Spenderniere "Ich werde wieder kämpfen müssen"

Ivan Klasnić (l.) bei der Aufzeichnung der Talkshow mit n-tv Moderatorin Annett Möller und RTL-Reporter Jenke von Wilmsdorff.

Ivan Klasnić (l.) bei der Aufzeichnung der Talkshow mit n-tv Moderatorin Annett Möller und RTL-Reporter Jenke von Wilmsdorff.

(Foto: RTL / Andreas Friese)

Der Fußballprofi Ivan Klasnić lebt seit sieben Jahren mit der Niere seines Vaters. n-tv hat anlässlich eines Themenabends zur Organspende mit dem 35-Jährigen gesprochen - über Ängste, Familie und Fußball.

n-tv: Seit 2007 leben Sie mit einer Spenderniere, wie geht es Ihnen damit?

Ivan Klasnić: Mir geht es sehr gut! Die einzige Einschränkung ist, dass ich morgens und abends meine Tabletten nehmen muss, aber das gehört ja dazu.

Zum Zeitpunkt der Diagnose waren Sie erfolgreicher Fußballspieler bei Werder Bremen. Wie groß war der Schock?

Ich habe mich natürlich gefragt, wie es wohl weitergehen wird. Schnell war mir klar: Ich muss alles geben, um gegen diese Krankheit anzukämpfen. Meine Familie hat mich dabei großartig unterstützt.

Für Sie war es sicherlich sehr schwer, da Sie als Profisportler in besonderer Art und Weise auf einen gesunden Körper angewiesen waren.

Zu der Zeit habe ich nicht an meine Zukunft als Sportler gedacht.
Mein Ziel war es, wieder gesund zu werden und wieder ein normales Leben zu führen. Nach der Transplantation wollte ich, dass es mit dem Fußball klappt, dafür habe ich gekämpft und meine Grenzen überschritten. Mein Wille hat mich zurück zum Fußball gebracht.

Der Wille kann ja bekanntlich Berge versetzen.

Ja! Viele hatten mich schon abgeschrieben. Sie haben nicht gedacht, dass ich nach meiner Nierentransplantation wieder zurückkomme. Aber ich hab es allen gezeigt.

Wie hart war die Zeit für Sie vor und nach der Operation?

Natürlich war das eine schwere Zeit. Von meinem Arzt zu hören, dass die Medikamente nicht ausreichen würden und meine einzige Chance eine Nierentransplantation sei, war sehr hart. Wie gesagt: Das Gute war, dass meine Familie zu mir gehalten hat. Wir sind gemeinsam diesen Weg gegangen, auch wenn es Rückschläge gab, zum Beispiel als von meinem Körper bei der ersten Transplantation die Niere meiner Mutter abgestoßen wurde. Das war schwer für uns alle. Aber ich sage immer, das ist Schicksal. Wissen Sie, ich bin sehr gläubig. Ich glaube, dass Gott jedem seinen Weg gegeben hat. Das war mein Weg, vielleicht musste ich ihn gehen.

Erinnern Sie sich, was ging Ihnen durch den Kopf als Sie das erste Mal nach der geglückten OP einen Fußballplatz betreten haben?

Das erste Spiel war gegen St. Pauli im Pokal, mit meinem Verein, den Amateuren von Werder Bremen. Ich glaube an diesem Tag waren 18.000 Zuschauer im Weserstadion, diese 18.000 haben meinen Namen gerufen! Es war ein wunderbares Gefühl!

Haben Ihre Fans Sie während Ihrer Therapie unterstützt?

Ja, damals habe ich so viele Briefe bekommen. Es war ein schönes Erlebnis, so viel Rückhalt zu erfahren. Auch viele Vereine haben mir geschrieben. Bayern München, der VfB Stuttgart, der HSV, sie haben an mich gedacht, obwohl ich noch nie für sie gespielt hatte. Sie wünschten mir eine gute Genesung und dass ich bald wieder zurück in den Sport komme.

Wie ging es nach Ihrer erfolgreichen Transplantation für Sie weiter?

Es hatte sich natürlich vieles verändert. Nach meiner Zeit bei Werder Bremen habe ich erstmal eine Europameisterschaft gespielt und bin ins Ausland gegangen. Erst habe ich in Frankreich und dann drei Jahre in England gespielt. Diese Zeit war sehr schön.

Sie leben jetzt seit acht Jahren mit Ihrer neuen Niere, spielen sogar weiter Fußball. Begleitet Sie die Angst, die Niere könnte nun doch noch abgestoßen werden?

Ich weiß, dass die Niere nicht ein Leben lang halten kann, aber damit muss ich leben. Im Endeffekt werde ich irgendwann wieder kämpfen müssen. Es wäre natürlich großartig, wenn die Medizin in den nächsten Jahren eine Tablette entwickeln sollte, damit ich die Niere ein Leben lang behalten kann. Aber so weit will ich gar nicht denken.

Kommen wir zum Thema Organspende, ist es für Sie nachvollziehbar, dass Menschen Angst haben, Organe zu spenden?

Ja, das kann ich nachvollziehen. Aber ich glaube, dass einige Menschen nicht genug informiert sind. Andere wiederum wollen sich mit dem Thema einfach nicht auseinandersetzen. Solange es den Menschen gut geht, machen sie sich keine Sorgen.

Ich glaube, dass sich jeder mit dem Thema der Organspende, mit dem Blick auch auf die eigene Familie gerichtet, beschäftigen sollte. Jeder sollte sich fragen, wie er handeln würde, wenn ein Familienangehöriger ein Organ benötigen würde. Darum bin ich für Aufklärungsaktionen zum Thema Organspende. Natürlich ist es eine schwere Entscheidung. Viele Menschen begleitet auch die Angst, dass für sie als Organspender, nach einem schweren Autounfall beispielsweise, nicht alle möglichen Überlebensmaßnahmen ergriffen werden. Das ist aber Quatsch. Die Menschen müssen so informiert und aufgeklärt werden, dass sie erkennen, dass man keine Angst haben muss. Damit sie erkennen, dass sie Menschen auch im Tod ein neues Leben schenken können.

Sollte es Ihrer Meinung nach zur Pflicht werden, einen Organspendeausweis auszufüllen?

Jeder muss für sich selber entscheiden. Ich würde es gut finden, wenn sich viele Leute für das Ausfüllen des Organspendeausweises entscheiden würden.

Mit Ivan Klasnić sprach Carolin Brunk

Quelle: ntv.de

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