Umfrage zeigt Sorgen und Wut In Deutschland geht die Angst um
04.11.2022, 13:15 Uhr (aktualisiert)
Proteste gegen Energiepolitik und Russlandsanktionen, wie hier am 10. Oktober in Magdeburg, nahmen zuletzt zu.
(Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild)
Die hohen Energiepreise, die allgemeine Inflation und der Krieg in der Ukraine machen den Menschen in Deutschland Angst. Eine Umfrage im Auftrag von RTL und ntv zeigt, wovor sich viele Menschen sorgen. Vor allem die Angst vor deutlich mehr gesellschaftlichen Konflikten ist groß.
Die politische und wirtschaftliche Entwicklung beschäftigt viele Menschen im Land. So machen sich rund zwei Drittel aller Bundesbürger (67 Prozent) derzeit große oder sogar sehr große Sorgen, dass es zu einer dramatischen Zunahme der sozialen Konflikte in der Gesellschaft kommen könnte. Das ergab eine Umfrage des Instituts Forsa im Auftrag von RTL und ntv.
Dass der gesellschaftliche Zusammenhalt auf dem Spiel steht, vermuten die Menschen wohl auch aufgrund eigener Erfahrungen. Jeder zweite Bürger scheint finanziell enorm belastet zu sein: 55 Prozent der Befragten machen sich nach eigenen Angaben große Sorgen, dass die Inflation ihr Erspartes oder ihr Vermögen auffrisst. 51 Prozent der Befragten sind besorgt über die Heizkosten, 47 Prozent sind wegen der eigenen finanziellen Lage besorgt und etwa ebenso viele Befragte (46 Prozent) wegen der teuren Lebensmittel.
Allgemeine Unsicherheit, aber eher nicht wegen Corona
Hinzu kommt eine allgemeine Unsicherheit: 51 Prozent der Befragten machen sich große Sorgen vor einer Eskalation des Krieges in der Ukraine bis hin zu einem Dritten Weltkrieg. 38 Prozent der Befragten befürchten demnach, dass es im Winter nicht genügend Gas für Verbraucher und Unternehmer geben wird. 32 Prozent rechnen mit Unterbrechungen in der Stromversorgung und 37 Prozent haben große oder sehr große Sorgen vor einer Verschlechterung der medizinischen Versorgung. Vor Gesundheitsschäden durch Corona - sei es die eigene Person oder jemand Nahestehendes - fürchten sich dagegen nur noch 20 Prozent der Befragten.
Die Analyse der Forsa-Forscher ergab, dass sich die Menschen mit geringerem Einkommen - Haushaltsnettoeinkommen unter 2500 Euro - deutlich öfter Sorgen machen als die Menschen, die monatlich mehr als 4000 Euro zur Verfügung haben. Zugleich ist die Unzufriedenheit mit der Politik bei den Menschen am größten, wo auch die Angst am größten ist.
Jeder Vierte "zunehmend wütend"
Insgesamt gaben 47 Prozent der Befragten an, unzufrieden oder sehr unzufrieden zu sein. Rund jeder vierte Befragte sagte gar, er oder sie sei "zunehmend wütend". Zusammengenommen sind damit 73 Prozent der Befragten mindestens unzufrieden, im Osten sind es sogar 78 Prozent. Das korreliert mit dem Frust der unteren Einkommensschichten, die im ärmeren Osten breiter sind.
10 Prozent der Befragten gaben an, protestieren zu wollen. 7 Prozent wollen eine radikale Partei wählen. Zuletzt war die AfD im Windschatten der Energiepreiskrise in den Umfragen im Aufschwung, doch ihr weiteres Wachstumspotenzial scheint begrenzt: Nur 7 Prozent der Befragten, die bisher nicht AfD gewählt haben, können sich das bei der nächsten Wahl vorstellen.
Auch die Union, die in Umfragen mehrere Prozentpunkte vor SPD und Grünen liegt, sollte nicht unbedingt mit weiteren Stimmen aus dem Lager der Unzufriedenen und Besorgten rechnen: 17 Prozent der Befragten vermuteten, der CDU-Chef Friedrich Merz könne Deutschland als Bundeskanzler besser durch die Krise führen als Olaf Scholz. 28 Prozent dagegen vermuten, Merz würde es schlechter machen.
Die Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von RTL Deutschland vom 28. Oktober bis 1. November 2022 erhoben. Datenbasis: 1506 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: +/- 2,5 Prozentpunkte.
(Dieser Artikel wurde am Mittwoch, 02. November 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, shu