Crash-Fahrt auf A100 Iraker deutete Anschlag bei Facebook an
19.08.2020, 12:15 Uhr
Die Anzeichen darauf, dass ein 30-jähriger Iraker mehrere Unfälle auf der Berliner Stadtautobahn absichtlich und mit islamistischen Motiven herbeigeführt hat, mehren sich. Auf Facebook postete er vor der Tat Fotos seines Autos, versehen mit religiösen Sprüchen.
Der mutmaßliche Täter von der Berliner Stadtautobahn hat im Internet Hinweise auf die geplante Tat veröffentlicht, bevor er mit einem Fahrzeug mehrere Menschen verletzte. Auf seiner Facebook-Seite postete der Iraker Fotos des Autos, mit dem er später absichtlich mehrere Fahrzeuge rammte, sowie religiöse Sprüche.
Die Staatsanwaltschaft geht nach derzeitigen Erkenntnissen von einem islamistischen Anschlag aus. Einem Sprecher der Staatsanwaltschaft zufolge deuteten auch die Aussagen des Mannes nach seiner Festnahme auf ein solches Motiv hin. So habe er etwa "Allahu akbar" gerufen. Es gebe aber auch Hinweise auf psychische Probleme des 30-jährigen Irakers, sagte ein Sprecher.
Gegen den Mann, der durch die Unfälle für stundenlange Sperrungen der Autobahn sorgte, ermittelt der für politisch motivierte Taten zuständige Staatsschutz der Kriminalpolizei. Anhaltspunkte für eine Mitgliedschaft des Verdächtigen in einer terroristischen Vereinigung gibt es laut Generalstaatsanwaltschaft und Polizei nicht. Der Mann soll einem Haftrichter zum Erlass eines Haftbefehls wegen versuchten Mordes in mehreren Fällen vorgeführt werden.
Es sei eine Ermittlungsgruppe "Motorrad" gegründet worden. Die Kollisionen des Autofahrers mit anderen Fahrzeugen seien als vorsätzliche Angriffe zu werten, hieß es in der Mitteilung. Sechs Personen wurden demnach verletzt, drei davon schwer. "Es handelt sich nach dem derzeitigen Ermittlungsstand um gezielte Angriffe vor allem auf Motorradfahrer mit zum Teil schwerwiegenden Folgen."
Mit vermeintlicher Munitionskiste gedroht
Wegen der andauernden Untersuchungen waren Teile der Autobahn auch am Morgen noch lange gesperrt. Die Folge waren Behinderungen im Berufsverkehr. Laut der "B.Z." setzte die Polizei auch eine Drohne für Filmaufnahmen aus der Luft ein. Während die Drohne flog, mussten aus Sicherheitsgründen beide Fahrtrichtungen der Autobahn gesperrt werden.
Das stark beschädigte Auto des Fahrers stand zuletzt auf der Autobahnausfahrt Alboinstraße in Berlin-Tempelhof Richtung Westen. Dort in der Nähe hatte sich wohl der dritte Crash ereignet. Auf der Fahrbahn lagen einige Trümmer und ein Motorradhelm. Ein Motorrad war quer in die Front des Wagens geklemmt, wie auf Fotos zu sehen war. Offenbar hatte der Fahrer das Motorrad mit großer Gewalt gerammt. Ein Sprecher der Feuerwehr hatte zuvor gesagt, drei Menschen seien schwer verletzt worden, drei weitere leicht.
Laut Polizei hatte der Mann eine vermeintliche Munitionskiste dabei. Als er gestoppt wurde, habe er angekündigt, in der Kiste befände sich ein "gefährlicher Gegenstand", sagte eine Polizeisprecherin in der Nacht. Der "Bild"-Zeitung zufolge rief er sinngemäß: "Keiner kommt näher, sonst werdet ihr sterben."
Kriminaltechniker durchleuchteten die Metallkiste. Sie sei für die Aufbewahrung von Munition geeignet gewesen. Die Kiste sei dann mit einem Wassergewehr aufgeschossen worden, sagte die Sprecherin. Allerdings entdeckte die Polizei darin nichts Verdächtiges, sondern lediglich Werkzeug. Sprengstoffspuren seien im Auto nicht gefunden worden.
Quelle: ntv.de, jog/dpa/AFP