Unterstützer der Protestbewegung Iranischer Rapper kommt auf Kaution frei
19.11.2023, 11:12 Uhr Artikel anhören
Salehi wurde wegen "Korruption auf Erden" zu sechs Jahren Haft verurteilt.
(Foto: IMAGO/aal.photo)
Weil er an Demonstrationen gegen das Regime im Iran teilgenommen hat, sitzt Toomadsch Salehi monatelang in Haft. Zwischenzeitlich droht dem Rapper die Todesstrafe. Nun darf er das Gefängnis verlassen - eine "echte Freiheit" ist das allerdings noch nicht.
Iranische Behörden haben einen populären Rapper aus dem Gefängnis entlassen, wo er wegen seiner Unterstützung der landesweiten Proteste gegen die Regierung seit mehr als einem Jahr einsaß. Toomadsch Salehi sei nach einer Entscheidung des Obersten Gerichts auf Kaution freigekommen, zitierte die Zeitung "Schargh" den Anwalt des Musikers, Amir Raisan. Das Gericht habe "Fehler im ursprünglichen Urteil" gefunden, sagte Raisan. Demnach kann der Rapper auf eine Begnadigung hoffen.
Ein Bild, das über Nacht auf Salehis Nutzerkonto im Onlinedienst Instagram veröffentlicht wurde, zeigt den 32-Jährigen außerhalb des Gefängnisses mit einem Strauß weißer Blumen. Salehi war im Oktober 2022 festgenommen worden, nachdem er öffentlich die Demonstrationen infolge des Todes der jungen Kurdin Mahsa Amini unterstützt hatte.
Im Juli war der Rapper dann wegen "Korruption auf Erden" zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt worden. Der Vorwurf beschreibt eine der schwersten Straftaten im Iran und kann mit der Todesstrafe geahndet werden. Konkret wurde dem Musiker vorgeworfen, "Lügen im Internet" und "Propaganda gegen den Staat" verbreitet sowie Menschen zu Gewalt angestachelt zu haben.
Hunderte Protestierende wurden getötet
Die 22-jährige Amini war im September 2022 nach ihrer Festnahme durch die iranische Sittenpolizei wegen eines angeblich zu locker getragenen Kopftuchs gestorben. Nach Angaben ihrer Familie starb sie nach Misshandlungen durch die Sittenpolizei. Die iranischen Behörden weisen das zurück. Ihr Tod löste eine beispiellose Protestbewegung unter dem Slogan "Frau, Leben, Freiheit" aus. Die Sicherheitskräfte gingen hart gegen die Proteste vor. Hunderte Menschen wurden getötet, Tausende festgenommen.
Die Bundestagsabgeordnete Ye-One Rhie, die sich im Rahmen einer politischen Patenschaft für Salehi einsetzt, teilte mit, sie freue sich sehr über die Freilassung. Zugleich mahnte sie an: "Die Freiheit auf Kaution ist keine echte Freiheit, keine Freiheit ohne Bedingungen." Der Iran müsse alle Vorwürfe gegen Salehi fallen lassen.
Der Rapper habe zehn Monate seiner Gefangenschaft in Einzelhaft verbracht. Er sei gefoltert und seine Verletzungen nicht medizinisch versorgt worden. "Außerdem darf seine Freilassung nicht dafür sorgen, dass wir all die anderen unschuldig Inhaftierten im Iran vergessen", sagte die SPD-Politikerin. "Es ist kein Tag zum Feiern, sondern um an alle zu denken, die ohne Grund gefangen genommen und getötet wurden."
Quelle: ntv.de, mdi/AFP