Politik

Radrennen um Frankfurt abgesagt Islamistischer Anschlag in Hessen vereitelt

Das Radrennen wurde aufgrund Sicherheitsbedenken abgesagt.

Das Radrennen wurde aufgrund Sicherheitsbedenken abgesagt.

(Foto: dpa)

Mit einer selbstgebauten Bombe und einem Sturmgewehr will ein Pärchen mit guten Kontakten zur radikalislamischen Szene einen Anschlag auf ein Radrennen in Hessen verüben. Das Paar wird verhaftet, das Radrennen dennoch abgesagt.

Die Sicherheitsbehörden in Hessen haben einen Terroranschlag verhindert. Ein Spezialeinsatzkommando und Sprengstoffexperten haben in der Nacht zu Donnerstag in der Kleinstadt Oberursel eine Wohnung und ein Auto durchsucht. Dabei wurden eine einsatzbereite Rohrbombe, wesentliche Bauteile eines G3-Sturmgewehrs, 100 Schuss scharfe Munition und ein Übungsgeschoss für eine Panzerfaust sichergestellt.

Den Fund der Bombe bestätigten die ermittelnde Staatsanwaltschaft in Frankfurt und der hessische Innenminister Peter Beuth: "Wir können feststellen, (...) dass wir einen terroristischen Anschlag damit vereiteln konnten. Es besteht der Verdacht, dass es sich um einen salafistischen Hintergrund handelt."

Ein 35 Jahre alter Mann und eine 34 Jahre alte Frau wurden demnach festgenommen. Der Mann sei Chemiker und deutscher Staatsbürger mit türkischen Wurzeln, die Frau Türkin. Der Mann ist 15 mal polizeilich auffällig geworden, unter anderem wegen Körperverletzung, Waffenbesitzes und Bedrohung. Gegen die beiden wurde Haftbefehl wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat erlassen.

Kontakt zu Al-Kaida?

Polizei und Staatsanwaltschaft gaben an, das Pärchen sei verdächtig geworden, als es in einem Baumarkt in Frankfurt, unter dem Vorwand einen Gartenteich zu reinigen, drei Liter Wasserstoffperoxid und Spiritus einkaufen wollte. Die Verkäuferin wurde aufgrund der großen Menge misstrauisch und verlangte von dem Paar, die Personalien in einer Liste einzutragen - so ist es gesetzlich vorgeschrieben. Die beiden gaben dann falsche Daten an, was sie für die Behörden erheblich verdächtig machte. Danach - etwa Mitte April - rückten sie ins Visier der Ermittler.

Mit Wasserstoffperoxid und anderen Chemikalien lässt sich beispielsweise der Sprengstoff TATP herstellen. Der Präsident des Polizeipräsidiums Westhessen, Stefan Müller, sagte, TATP sei in der radikalislamischen Szene ein weit verbreitetes Material für Anschläge. Auch die Terroranschläge in Madrid 2004 mit 191 Toten seien mit TATP verübt worden.

Laut "Welt" hatte der Mann Kontakte zu Salafisten in Frankfurt, zum Terrornetzwerk Al-Kaida in Nordafrika und zur Islamistischen Jihad Union (IJU). Er habe Kontakte zur Sauerland-Gruppe gehabt, die in Deutschland einen großen Terroranschlag plante. Auch den spanischen Behörden ist er bekannt: Er fiel während eines Treffens der radikal-islamischen Bewegung "Sharia4Spain" auf.

Radrennen im Visier

An dem Großeinsatz waren insgesamt rund 600 Polizisten beteiligt. Das Bundeskriminalamt habe die Tatortsicherung übernommen, um Verbindungen zur radikalislamischen Szene zu prüfen, sagte Polizeipräsident Müller.

Ziel des Anschlags soll nach Informationen des Radiosenders FFH das traditionelle Radrennen rund um Frankfurt am Freitag gewesen sein. Ein Sprecher des Landeskriminalamtes wollte sich dazu nicht äußern. Das internationale Rennen "Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt" ist ein Klassiker quer durch den Taunus mit Ziel Frankfurt. Angelika Müller, Pressesprecherin des Veranstalters: "Auskunft gibt nur die Polizei. Wir wissen im Moment auch nichts, nur dass da irgendwas ist." Der 35-Jährige soll sich in den letzten Tagen vermehrt an der Strecke des Radrennens aufgehalten haben.

Nach dem Ermittlungserfolg ist das Radrennen abgesagt worden. Hinweise auf eine eventuelle Gefährdung der Bevölkerung hätten diesen drastischen Schritt notwendig gemacht, erklärte das hessische Landeskriminalamt.

Seit den Anschlägen von Paris ist die Sorge vor ähnlichen islamistischen Taten gewachsen. Ins Blickfeld der Fahnder ist dabei vor allem die Salafistenszene geraten, die als Nährboden für Dschihadisten gilt. Nach Angaben des Verfassungsschutzes gehören ihr in Deutschland rund 7000 Personen an.

Quelle: ntv.de, bdk/ppo/tno/dpa/AFP/rts

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