Politik

Nach Wiederaufflammen der Gefechte Israel lehnt neue Waffenruhe ab

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Erst legt Israel eine Waffenruhe ein, die die Hamas ignoriert - sie feuert weiter mit Raketen. Nun will die palästinensische Organisation doch die Waffen schweigen lassen, für 24 Stunden. Doch laut Israels Regierungschef Netanjahu hält sich die Hamas selbst nicht daran.

Israelische Soldaten machen sich zu einem neuen Vorstoß in den Gazastreifen bereit.

Israelische Soldaten machen sich zu einem neuen Vorstoß in den Gazastreifen bereit.

(Foto: REUTERS)

Israel will vorerst keine neue 24-stündige Waffenruhe ausrufen. Die radikal-islamische Hamas verletze die von ihr angekündigte Feuerpause selbst, sagte Regierungschef Benjamin Netanjahu in einem Interview des US-Senders CNN. "Wir werden alles Notwendige tun, um unser Volk zu schützen." Die im Gazastreifen herrschende Hamas hatte angekündigt, eine 24-stündige humanitäre Waffenruhe einhalten zu wollen. Von 13 Uhr MESZ an wollten die verschiedenen palästinensischen Fraktionen ihre Angriffe stoppen, sagte Hamas-Sprecher Sami Abu Suhri in Gaza. Netanjahu zufolge gab es auch danach Attacken auf Israel.

Zuvor hatte die Hamas eine einseitige Feuerpause Israels abgelehnt und weiter mit Raketen geschossen. Israels Militär nahm daraufhin die Kampfhandlungen im Gazastreifen wieder auf. Man beginne wieder mit Angriffen von Luftwaffe, Marine und Bodentruppen auf den Gazastreifen, hieß es bei Twitter. Dabei wurden nach Angaben von Rettungssanitätern mindestens neun weitere Palästinenser getötet und rund 30 verletzt.

Im nördlichen Gazastreifen warten Kinder darauf, ihre Behälter mit Wasser füllen zu können.

Im nördlichen Gazastreifen warten Kinder darauf, ihre Behälter mit Wasser füllen zu können.

(Foto: AP)

Israel hatte die am Samstag ausgelaufene Waffenruhe einseitig verlängert. Die Kampfhandlungen sollten demnach bis Sonntag 23 Uhr MESZ ausgesetzt werden. Die radikal-islamische Hamas hatte eine Verlängerung abgelehnt. Sie forderte, zuerst müsse Israel seine Bodentruppen aus dem Gazastreifen abziehen. Am Samstagabend war eine erste zwölfstündige Waffenruhe abgelaufen, der beide Seiten zugestimmt hatten. Etwa zwei Stunden danach setzten palästinensische Extremisten den Beschuss Israels mit Raketen fort.

Mehr als 1000 Tote

Die Zahl der Toten im Gazastreifen beläuft sich nach palästinensischen Angaben auf rund 1060, etwa 6000 Menschen wurden demnach seit Beginn der Kampfhandlungen am 8. Juli verletzt. Auf der israelischen Seite kamen nach offiziellen Angaben 43 Soldaten und drei Zivilisten ums Leben.

Die Feuerpause am Samstag nutzten zahlreiche Menschen in Gaza dazu, um ihre Vorräte aufzustocken. Die Rettungskräfte erreichten erstmals seit Beginn der israelischen Bodenoffensive am 17. Juli bis dahin schwer umkämpfte "Todeszonen". Sie bargen nach eigenen Angaben mehr als 150 Leichen. In den umkämpften Gebieten wurden ganze Häuserreihen durch Bombardements dem Erdboden gleichgemacht.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier sieht nur unter zwei Voraussetzungen Chancen für einen dauerhaften Waffenstillstand zwischen Palästinensern und Israelis: Demilitarisierung des Gazastreifens und Verbesserung der dortigen Lebensbedingungen. Die Bevölkerung dürfe nicht mehr als Geisel genommen und die in Schulen und Krankenhäusern gelagerten Raketen müssten abgezogen werden, sagte der SPD-Politiker im "Interview der Woche" des Deutschlandfunks. Er betonte: "Aber nachhaltig wird ein Waffenstillstand nur sein, wenn das einhergeht mit einer spürbaren Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen im Gazastreifen. Und dazu muss Israel bereit sein."

Auch Ägypten zerstört Tunnel

Ägypten zerstörte derweil an der Grenze zum Gazastreifen 13 palästinensische Tunnel. Damit seien bislang insgesamt 1639 Tunnel zugeschüttet worden, teilte die Armee mit. Israel wirft den Palästinensern vor, die unterirdischen Anlagen nicht nur zum Schmuggel von Lebensmitteln und Treibstoff, sondern auch zum Transport von Waffen in das abgeriegelte Küstengebiet zu verwenden. Ägypten wirft der palästinensischen Hamas-Bewegung, die den Gazastreifen kontrolliert, zudem vor, in Angriffe auf der Sinai-Halbinsel verwickelt zu sein.

Israel wirft unterdessen der Hamas die Planung eines verheerenden Anschlags auf israelische Zivilisten durch die Tunnel im Grenzgebiet vor. Der israelische Geheimdienstminister Juval Steinitz bestätigte entsprechende Medienberichte: "Wir hatten Informationen zu Vorbereitungen eines Mega-Anschlags durch die Tunnel."

Israelische Medien hatten von angeblichen Plänen der Hamas berichtet, am jüdischen Neujahrsfest Rosch Haschana im September Hunderte bewaffneter Kämpfer durch mehrere Tunnel gleichzeitig auf israelisches Gebiet zu schicken. Die Informationen, die sich nicht unabhängig überprüfen ließen, basieren demnach auf den Aussagen von Hamas-Mitgliedern, die Israels Armee während der gegenwärtigen Offensive im Gazastreifen festgenommen habe.

Ziel des Anschlags sei es gewesen, in mehreren israelischen Ortschaften gleichzeitig so viele Menschen wie möglich zu töten oder in den Gazastreifen zu verschleppen, hieß es in den Berichten. Seit Beginn der israelischen Militäroffensive im Gazastreifen hat die Armee mehrere Dutzend Tunnel gefunden und zerstört. Viele davon führten aus palästinensischen Wohnvierteln auf israelisches Gebiet.

Quelle: ntv.de, mli/rts/dpa

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