Im Tunnelsystem in Nord-Gaza Israels Armee findet fünf tote Geiseln
24.12.2023, 22:56 Uhr Artikel anhören
Den Hamas-Terroristen bieten die Tunnel Schutz, für fünf israelische Geiseln wurden sie zur Todesfalle.
(Foto: picture alliance / Xinhua News Agency)
Für Israels Premier Netanjahu steht ein Ende des Krieges in Gaza nicht auf der Agenda, bis die Hamas zerstört und alle Geiseln befreit sind. Für fünf von ihnen kommt jede Hilfe zu spät. Die Armee findet ihre Leichen in den Tunneltiefen unter Dschabalia.
Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben die Leichen von insgesamt fünf Geiseln aus einem Tunnelnetzwerk im nördlichen Gazastreifen geborgen. Die sterblichen Überreste der am 7. Oktober aus Israel verschleppten Männer und Frauen seien in einem sehr weitreichenden und tiefen Tunnelsystem im Bereich des Flüchtlingsviertels Dschabalia gefunden worden, teilte das Militär am Sonntag mit. Nach Angaben der Zeitung "Jerusalem Post" waren zwei der Leichen bereits vor zwei Wochen, drei weitere einige Tage später gefunden worden.
Das Tunnelnetzwerk habe als Kommandozentrale der islamistischen Hamas im nördlichen Gazastreifen gedient, hieß es in der Mitteilung der Armee. Sprecher Daniel Hagari zufolge waren von dort aus auch die Angriffe auf Israel am 7. Oktober koordiniert worden. Die Angaben des Militärs ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Das Tunnelnetzwerk habe aus zwei Etagen bestanden - eine davon in einer Tiefe von rund zehn Metern und darunter eine weitere, mehrere Dutzend Meter tief in der Erde. Es seien dort Waffen, Geräte zur Herstellung von Waffen sowie Wohnräume gefunden worden. Die Armee veröffentlichte auch Videoaufnahmen aus dem Tunnelsystem. Die Tunnel seien anschließend zerstört worden, erklärte das Militär.
Netanjahu dementiert Druck aus den USA
Angesichts von 14 im Gazastreifen getöteten israelischen Soldaten binnen zwei Tagen sprach Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu von einem "schweren Morgen". Zugleich sagte der Premier einen noch lange andauernden Krieg vorher. "Unsere Herzen sind bei den Familien und unser Mitgefühl gilt den jungen Leben, die aus der Blütezeit ihres Lebens gerissen wurden", sagte Netanjahu. Die Soldaten waren am Freitag und Samstag bei Gefechten mit Terroristen der islamistischen Hamas getötet worden.
Seit dem Hamas-Überfall am 7. Oktober hat die Armee insgesamt mindestens 486 getötete Soldaten zu beklagen, davon etwa ein Drittel seit Beginn der Bodenoffensive in dem Küstenstreifen am 27. Oktober. Netanjahu bekräftigte, dass Israel seinen Kampf so lange fortsetzen werde, bis die Hamas zerstört sei, alle Geiseln befreit seien und Israel nie wieder vom Gazastreifen aus gefährdet werde. Das habe er am Vorabend auch US-Präsident Joe Biden in einem Telefonat gesagt. Die USA hätten dafür Verständnis, sagte Netanjahu. Berichte, die USA hätten Israel gedrängt, anders gegen die Hamas vorzugehen, seien unwahr. Israel lasse sich von niemandem reinreden. "Damit das ganz klar ist: Dies wird ein langer Krieg werden", sagte der Regierungschef.
Quelle: ntv.de, mau/dpa