Politik

Brüchiger Friede in Sanaa Jemens Hauptstadt unter Rebellen-Kontrolle

Schiitische Huthi-Kämpfer feiern auf einem Hügel über Sanaa die weitgehende Eroberung von Jemens Hauptstadt.

Schiitische Huthi-Kämpfer feiern auf einem Hügel über Sanaa die weitgehende Eroberung von Jemens Hauptstadt.

(Foto: picture alliance / dpa)

Im Jemen haben schiitische Rebellen offenbar die Kontrolle über weite Teile der Hauptstadt Sanaa übernommen. Trotz eines Abkommens mit Präsident Hadi sind nach wie vor Regierungsgebäude von den Huthi-Kämpfern besetzt.

Im Jemen bleibt die Lage angesichts des Konfliktes zwischen der sunnitischen Regierung und schiitischen Huthi-Rebellen auch nach der Unterzeichnung eines Friedensabkommens weiter extrem angespannt. Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi sprach von einer "Verschwörung" gegen seine Regierung und gab sich entschlossen, die staatliche Souveränität wieder vollkommen herzustellen. Indes weiteten Kämpfer der Huthi-Rebellen ihre Kontrolle offenbar auf nahezu das gesamte Gebiet der Hauptstadt Sanaa aus. Auf den wichtigsten Verkehrswegen der rund zweieinhalb Millionen Einwohner zählenden Metropole errichteten die Rebellen Kontrollpunkte und Straßensperren.

Präsidentenberater al-Iryani unterzeichnet im Beisein von Präsident Hadi (m.) und dem UN-Sondergesandten Benomar (r.) das Friedensabkommen mit den Huthi-Rebellen.

Präsidentenberater al-Iryani unterzeichnet im Beisein von Präsident Hadi (m.) und dem UN-Sondergesandten Benomar (r.) das Friedensabkommen mit den Huthi-Rebellen.

(Foto: REUTERS)

Die Aufständischen Huthi-Kämpfer rückten während der vergangenen Wochen aus dem gebirgigen Nordwesten des Landes auf die Hauptstadt vor. Zugleich kam es in Sanaa wiederholt zu Massenprotesten gegen die Regierung. Bei schweren Gefechten mit der Armee und regierungstreuen Milizen gab es allein in der vergangenen Woche mindestens 200 Tote und fast 500 Verletzte, wie die Regierung mitteilte. Am Wochenende schließlich gelang es den Rebellen, in Sanaa verschiedene Regierungs- und Armeegebäude einzunehmen.

Wenig später willigten sie unter Aufsicht des UN-Sondergesandten Jamal Benomar in eine Friedensvereinbarung mit Präsident Hadi ein.Der seit dem gewaltsamen Sturz von Vorgänger Ali Abdullah Saleh im Jahr 2012 regierende Hadi soll laut dem Abkommen binnen drei Tagen eine Expertenregierung unter neuer Führung einsetzen und einen Vertreter der Rebellen als Berater in das neue Kabinett berufen. Premierminister Mohammed Basindawa war danach zurückgetreten, um den Weg für eine neue Regierung freizumachen.

Arabischer Frühling belebte Huthi-Bewegung neu

Die Rebellen sollten hingegen laut dem Abkommen das von ihnen eroberte Verteidigungsministerium sowie den Sitz des Staatsfernsehens wieder freigeben. Nach Informationen der britischen "BBC" halten sie diese jedoch auch nach Unterzeichnung der Friedensvereinbarung weiter besetzt. Auch das Wohnhaus eines Armeegenerals, der in den vorangegangenen Kämpfen eine besonders harte Haltung gegenüber den Aufständischen gezeigt hatte, soll von ihnen in Besitz genommen worden sein.

Der Jemen befindet sich seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Saleh im Februar 2012 in einer langwierigen Phase des politischen Umbruchs. Unter Salehs Herrschaft hatten die Schiiten immer wieder über eine Benachteiligung ihrer Gemeinschaft geklagt. Die Huthis sind ein schiitischer Volksstamm, der vor allem in der nordjemenitischen Provinz Saada lebt.

Als zaiditische Schiiten bilden sie im Islam eine besondere Minderheit - und fühlen sich daher im mehrheitlich sunnitischen Jemen unterdrückt. Von 2004 bis 2010 kämpften sie gegen die damalige Regierung von Langzeitpräsident Salih, wurden aber von Regierungstruppen zurückgeschlagen. Mit dem Arabischen Frühling 2011 kehrten die Huthi auf die politische Bühne zurück.

Aus dem Jemen wurde unlängst auch der Tod dreier Mitglieder einer 2009 in dem Land entführten Familie aus Sachsen bekannt. Das Ehepaar, Mitarbeiter einer christlichen Hilfsorganisation, sowie ihr kleiner Sohn galten über Jahre als verschollen, bis das Auswärtige Amt den Angehörigen Ende August die Nachricht ihres Todes überbrachte. Von einer möglichen Verbindung zu den derzeitigen politischen Vorgängen in dem Land am südwestlichen Rand der arabischen Halbinsel ist allerdings nichts bekannt.

Quelle: ntv.de, bwe/AFP/dpa

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