"Bullshit. Totaler Bullshit." Johnson: Banken bleiben auch nach Brexit
23.06.2016, 10:07 Uhr
Wahlkampf im Pub: Boris Johnson, der nie öffentlich auftritt, ohne seine Haare durcheinander zu bringen, kämpft für den Brexit.
(Foto: imago/i Images)
Brexit-Wahlkämpfer Boris Johnson wirbt mit der Aussicht, Großbritannien werde außerhalb der EU "gewaltig prosperieren". Sollten die Briten sich für die Union entscheiden und seine Karriere damit beendet sein, wäre es für ihn "in Ordnung".
Der inoffizielle Anführer des "Leave"-Lagers in Großbritannien, Londons früherer Bürgermeister Boris Johnson, hat noch einmal eindringlich für einen Austritt seines Landes aus der Europäischen Union geworben. Großbritannien könne außerhalb der EU "gewaltig prosperieren", sagte Johnson dem "Telegraph".
Ein Brexit wäre ein "Wendepunkt in der Geschichte unseres Landes", sagte Johnson, und ein "Triumph der Demokratie". Am heutigen Donnerstag stimmen die Briten darüber ab, ob sie Mitglied der EU bleiben oder die Gemeinschaft verlassen wollen. Die Wahllokale schließen um 23 Uhr MESZ, mit Ergebnissen wird erst am frühen Morgen gerechnet.
"In unserem Wahlkampf geht es um den Glauben an uns selbst", sagte Johnson der Zeitung. "Es geht darum, den Instinkten der Briten zu vertrauen, unserer Demokratie zu vertrauen, unseren Institutionen zu vertrauen, die eine lange Tradition haben."
Befürworter der britischen EU-Mitgliedschaft haben Johnson unterstellt, sich vor allem aus Karrieregründen auf die Seite des "Leave"-Lagers gestellt zu haben. Für den Fall, dass die Briten heute für einen Brexit stimmen, wird ein Rücktritt von Premierminister David Cameron als wahrscheinlich angesehen, auch wenn Cameron dies ausgeschlossen hat. Johnson hätte dann die größten Chancen, Regierungschef zu werden.
Sollte Johnson in diese Richtung spekuliert haben, hätte er sich möglicherweise verzockt, denn Umfragen deuteten zuletzt darauf hin, dass die Briten sich mehrheitlich für einen Verbleib entscheiden. Johnson machte deutlich, dass er keine Probleme damit hätte, wenn sein Einsatz für den Brexit für ihn persönlich Nachteile hätte. "Ehrlich gesagt, wenn das das Ende meiner Karriere ist … Ich war acht Jahre Bürgermeister von London, ich habe das sehr genossen, es war ein großes Privileg. Das ist für mich in Ordnung."
Mögliche Nachteile für Großbritannien spielte Johnson herunter. Der "Telegraph" beschreibt, wie ein Arbeiter dem Politiker eine Frage stellt. "Boris, was war das für ein Bullshit, den ich heute Morgen in den Nachrichten gesehen habe, dass die Banken [im Fall eines Brexit] London verlassen?" Johnsons Antwort: "Bullshit. Totaler Bullshit."
Quelle: ntv.de, hvo