Politik

Außenminister jongliert Argumente Johnson schrieb Plädoyer gegen den Brexit

Wie hält es Boris Johnson mit dem Brexit? Diese Frage ist nicht ganz so leicht zu beantworten.

Wie hält es Boris Johnson mit dem Brexit? Diese Frage ist nicht ganz so leicht zu beantworten.

(Foto: imago/ZUMA Press)

Die EU-Mitgliedschaft Großbritannien sei "ein Segen für Europa und die Welt" - diese Meinung teilen auf der Insel viele. Dass diese Worte jedoch aus der Feder des offenbar äußerst flexiblen Brexit-Anführers Boris Johnson stammen, überrascht.

Brexit-Vorkämpfer Boris Johnson hat sich nur wenige Tage vor seinem offiziellen Wechsel in das Lager der EU-Gegner im Februar noch für den Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union ausgesprochen. Die "Sunday Times" veröffentlichte ein im Februar verfasstes Plädoyer, in dem Johnson Großbritanniens EU-Mitgliedschaft als "Segen für Europa und die Welt" bezeichnet.

Der Artikel war für Johnsons Kolumne im "Daily Telegraph" bestimmt, schließlich jedoch nicht abgedruckt worden. Kurze Zeit nach Entstehen des Textes veröffentlichte Johnson in dem Blatt eine Streitschrift für einen Brexit.

In dem verworfenen Artikel schreibt Johnson, ein Brexit könne zu einem "Wirtschaftsschock" und zum "Auseinanderbrechen" Großbritanniens führen. Angesichts der Möglichkeiten, die sich durch den Zugang zum gemeinsamen europäischen Markt mit 500 Millionen Menschen ergeben, "erscheint der Mitgliedschaftsbeitrag ziemlich klein". Ein Brexit könne die Unabhängigkeit Schottlands und eine russische Aggression zur Folge haben, argumentiert Johnson.

Der damalige Londoner Bürgermeister fügte hinzu: "Halten Sie inne. Denken Sie an Großbritannien. Denken Sie an den Rest der EU. Denken Sie an die Zukunft. Denken Sie an den Wunsch Ihrer Kinder und Enkel […]. Fragen Sie sich: Trotz aller Defekte und Enttäuschungen - wollen sie wirklich, echt, definitiv, dass das Vereinigte Königreich die EU verlässt?"

Nur eine Art Selbstverständigung?

Zwei Tage, nachdem er diese Fürsprache für den Verbleib in der EU verfasste, unterrichtete er seinen konservativen Parteifreund und damaligen Premierminister David Cameron, dass er sich den Brexit-Befürwortern anschließe.

Johnson kommentierte den nun aufgetauchten Artikel nicht. Der "Sunday Times" zufolge verfasste Johnson den Beitrag angeblich als eine Art Selbstverständigung. Die Agentur Reuters zitiert einen Johnson-Vertrauten, der argumentiert, der Außenminister habe für sich lediglich alle Argumente für und gegen den Brexit klären wollen, bevor er sich auf eine Seite schlug.

Johnsons Sinneswandel gilt als Wendepunkt in der Kampagne für den Volksentscheid. Am 23. Juni stimmten 52 Prozent der Teilnehmer für den Ausstieg Großbritanniens aus der EU. Johnson wurde nach dem Rücktritt Camerons Außenminister in der Regierung von Theresa May.

Quelle: ntv.de, jog/AFP

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