Ex-Duma-Mitglied erschossen Kiew: Identität des Mörders geklärt
24.03.2017, 15:07 Uhr
Woronenkow wurde mit mehreren Schüssen niedergestreckt.
(Foto: AP)
Am helllichten Tage erschießt ein Mann in Kiew einen ehemaligen russischen Duma-Abgeordneten. Nun ist die Identität des Todesschützen offenbar geklärt. Und Kiew glaubt auch zu wissen, wer dessen Auftraggeber sind.
Einen Tag nach dem Mord an dem ehemaligen russischen Parlamentsabgeordneten Denis Woronenkow in Kiew haben ukrainische Behörden nach eigenen Angaben die Identität des Attentäters geklärt. Ein 28-jähriges ehemaliges Mitglied der Nationalgarde aus der Großstadt Dnipro habe die Tat verübt, teilte Anton Geraschtschenko, ein Berater von Innenminister Arsen Awakow, auf Facebook mit.
Geraschtschenko schrieb, der in Sewastopol auf der Krim geborene mutmaßliche Täter sei vom russischen Geheimdienst angeworben worden. Ungeklärt ist, warum der Mann von 2014 bis 2016 bei Einheiten des Innenministeriums dienen konnte, obwohl er seit 2011 wegen Wirtschaftsdelikten von der Polizei gesucht wurde.
Der Täter hatte Woronenkow am Donnerstag vor einem Hotel erschossen und war selbst von dessen Leibwächter tödlich verletzt worden. Der ehemalige kommunistische Duma-Abgeordnete Woronenkow und seine Frau hatten sich im Dezember in die Ukraine abgesetzt. Kiew sah in ihm einen wichtigen Zeugen, um das gewaltsame Eingreifen des Kremls in der Ukraine 2014 zu belegen.
Kritiker von Putin
In den vergangenen Monaten hatte sich Woronenkow zunehmend zu einem scharfen Kritiker der Moskauer Politik gewandelt. Unter anderem verurteilte er die Annexion der ukrainischen Krim-Halbinsel im März 2014 durch Russland - obwohl er als Duma-Abgeordneter noch dafür gestimmt hatte. In einem Gespräch mit der ukrainischen Nachrichtenagentur Censor.net verglich er zudem das heutige Russland mit "Nazi-Deutschland".
Woronenkows Worte sorgten in seinem Heimatland für Empörung. In dem im Februar geführten Interview sprach er auch von Drohungen der russischen Sicherheitsdienste gegen ihn. "Russland ist ein Staat, der die Leute ausschaltet. Was soll man machen, ständig in Angst leben", sagte er damals.
Russische Ermittler fahndeten nach dem früheren kommunistischen Abgeordneten wegen "Betrugs". Bekannt wurden die Vorwürfe, bei denen es um Vorfälle aus dem Jahr 2010 ging, erst im Februar nach Woronenkows Interview; dieser wies sie umgehend als "politisch motiviert" zurück.
Schon vorher hatte ihn die Stiftung für Korruptionsbekämpfung des russischen Oppositionellen Alexej Nawalny allerdings der Korruption bezichtigt. Sie fragte, wie Woronenkow allein von seinem Abgeordneten-Gehalt fünf Wohnungen, fünf Autos und ein Ferienhaus habe kaufen können.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa/AFP