Nach dem Brexit ist alles möglich Kippt die EU Englisch als Amtssprache?
29.06.2016, 10:26 Uhr
Für Juncker wäre das kein Problem. Er spricht viele Sprachen.
(Foto: dpa)
Großbritannien ist das einzige Land der EU, das Englisch als Amtssprache geltend gemacht hat. Nach dem Brexit ist das passé. Damit könnten Deutsch oder Französisch Amtssprache werden. Erste Forderungen liegen bereits vor.
Nach dem EU-Austrittsvotum der Briten hat Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer eine neue Sprachenpolitik in der EU gefordert. Dabei wandte sich der CSU-Politiker gegen die Dominanz des Englischen. "Der Austritt von Großbritannien spricht dagegen, Englisch in der EU als Quasi-Einheitsamtssprache auf Kosten anderer Sprachen einzuführen", sagte Singhammer den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland.
Singhammer forderte, dass "Deutsch und Französisch als Arbeitssprachen nicht länger diskriminiert werden". Deutsch ist eine der 24 Amtssprachen der EU, in die alle Gesetze übersetzt werden. Außerdem ist Deutsch neben Englisch und Französisch eine der drei Arbeitssprachen der EU-Kommission. Englisch hat sich allerdings zunehmend als die vorherrschende Sprache der EU vor allem in internen Beratungen etabliert.
Umstellung kaum vorstellbar
Tatsächlich ist es so, dass Englisch nach dem Brexit seinen Status als Amtssprache in der EU verliert. Denn nur Großbritannien hatte Englisch als Amtssprache geltend gemacht. Die beiden anderen englischsprachigen Länder, Irland und Malta, hatten sich bei der EU mit ihrem Regionalsprachen angemeldet: Irland mit Gälisch und Malta mit Maltesisch. Jedes Land hat das Recht, eine Amtssprache einzureichen. Die Schlussfolgerung heißt dementsprechend: Wenn Großbritannien raus ist, ist auch Englisch nach derzeitigem Recht nicht mehr Amtssprache.
Um die geltenden Regeln zu ändern, ist ein einstimmiger Beschluss der übrigen 27 Mitgliedsländer nötig. Möglich ist, dass Länder ihr Veto dagegen einlegen, um Englisch doch zu behalten. Frankreich hat in den vergangenen Jahren penibel darauf geachtet, dass Französisch als ehemals dominierende Sprache in den EU-Institutionen gegenüber Englisch nicht noch weiter an Bedeutung verliert.
Die EU hat derzeit 24 Amtssprachen. Davon zu unterscheiden sind die drei Arbeitssprachen Englisch, Französisch und Deutsch, die benutzt werden können, wenn kein Dolmetscher bereitsteht. Als wichtigste dieser Arbeitssprache hat sich Englisch durchgesetzt, das von etwa der Hälfte der Europäer verstanden wird. Vor allem die Osterweiterung der EU 2004 hat dazu beigetragen, weil in Polen oder den baltischen Ländern Englisch als Fremdsprache weitaus geläufiger ist als Französisch.
Quelle: ntv.de, ppo/dpa/rts