China bestellt US-Botschafter ein Kriegsschiff im Südchinesischen Meer
27.10.2015, 21:05 Uhr
Der Zerstörer "USS Lassen" (Archivbild).
(Foto: dpa)
China zofft sich mit einigen anderen asiatischen Staaten um die Spratly-Inseln - seit Jahren. Weil die USA nun einen Zerstörer in das strittige Gebiet entsandt haben, wird der Ton in Peking schärfer. Man will die eigene Souveränität "standhaft verteidigen".
China hat empört auf die Entsendung des US-Kriegsschiffes "USS Lassen" ins südchinesische Meer reagiert: Der Ton aus Peking wird angesichts des Manövers rau, man droht dort nun mit einer "entschlossenen Reaktion". Der US-Botschafter Max Baucus wurde einbestellt. Man habe zudem seinerseits einen Zerstörer und eine Fregatte in das Seegebiet geschickt, um die "USS Lassen" zu "warnen".
Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums sagte, die Entsendung des US-Kriegsschiffes stelle eine "Gefahr für Chinas Souveränität und Sicherheitsinteressen" dar. Das Schiff sei "illegal" in die Gewässer nahe der Inseln eingedrungen. Peking werde seine "territoriale Souveränität standhaft verteidigen". In der staatlichen chinesischen Boulevard-Zeitung "Global Times" hieß es, wenn sich US-Kriegsschiffe in den chinesischen Gewässern festsetzten, müssten sie mit "elektronischen" Mitteln "und "sogar mit Kriegsschiffen" vertrieben werden.
China streitet mit Taiwan, Brunei, Malaysia, Vietnam und den Philippinen seit Jahren um die Spratly-Inseln, eine weit verstreute Gruppe kleiner Inseln im Südchinesischen Meer. Peking baut dort mehrere Korallenriffe durch Aufschüttungen zu künstlichen Inseln aus und treibt auf einem der Riffe offenbar den Bau einer 3000 Meter langen Start- und Landebahn voran. Inmitten dieser Gebietsstreitigkeiten hatten die USA den Zerstörer "USS Lassen" in die Region entsandt. Das Schiff kreuzte in der Nähe der aufgeschütteten Inseln.
"Nichts mit Streitigkeiten zu tun"
Die USA hatten China im Mai mit Blick auf die Aufschüttungen zur Zurückhaltung gemahnt. Peking vertritt die Ansicht, China habe Hoheitsrechte über nahezu das gesamte südchinesische Meer, einschließlich der Küstengewässer anderer Staaten. Washington wies Pekings Ansprüche auf die Gewässer um die künstlichen Inseln bereits wiederholt zurück. Die "USS Lassen" fuhr in die Zwölf-Meilen-Zone zumindest einer der künstlichen Inseln ein.
Der US-Regierungsbeamte betonte, die Entsendung des Zerstörers habe nichts mit den Gebietsstreitigkeiten zu tun. "Wir werden überall dort in der Welt fliegen, kreuzen und agieren, wo es internationales Recht erlaubt."
Experten bewerteten die Entsendung des US-Kriegsschiffes als nicht überraschend. Angesichts der Bestrebungen Chinas und der USA um eine Vormachtstellung im Pazifik sei ein solcher Schritt überfällig gewesen.
Quelle: ntv.de, fma/AFP/dpa