Hälfte der Kampfflugzeuge am Boden Materialmängel bremsen Bundeswehr
01.12.2015, 19:42 Uhr
Nur die Hälfte der deutschen "Tornados" ist dem Bericht zufolge einsatzbereit.
(Foto: picture alliance / dpa)
In Kürze soll die Bundeswehr ihren Syrien-Einsatz beginnen. Doch die Regierung, die deutsche Soldaten in die Welt schickt, rüste diese nicht angemessen aus, heißt es in einem neuen Bericht. Schlimm sieht es ausgerechnet bei den "Tornados" aus.
Mehr als ein Jahr nach dem Bekanntwerden schwerer Materialmängel bei der Bundeswehr hat Deutschlands Armee nach wie vor mit vielen ihrer Geräte Probleme. Im Bericht zur materiellen Einsatzbereitschaft der Hauptwaffensysteme der Bundeswehr, der der Nachrichtenagentur AFP vorlag, werden vor allem bei Fluggeräten von Luftwaffe und Marine weiterhin zahlreiche Mängel geschildert. Hauptgrund für die Ausrüstungsdefizite ist laut dem Bericht meist ein Mangel an Ersatzteilen und Wartungspersonal.
Im vergangenen Jahr eingesetzte Kommissionen stellten in dem Bericht beispielsweise für die Kampfflugzeuge "Eurofighter" und "Tornado" fest, dass von den zur Verfügung stehenden Jets nur jeweils etwa die Hälfte einsatzbereit sei. "Tornados" sollen in Kürze in die Türkei verlegt und als Aufklärungsflugzeuge über Syrien eingesetzt werden.
Von den Transportflugzeugen "Transall" wurden immerhin 57 Prozent als einsatzbereit beschrieben, allerdings befinde sich das Modell "am Ende seiner Nutzungsdauer". Wegen Auslieferungsproblemen beim Nachfolger A400M müssten die Maschinen jedoch länger als vorgesehen benutzt werden. Der "Verschleiß" beim Luftabwehrsystem "Patriot" sei zudem durch seinen "Dauereinsatz in der Türkei" hoch.
"Chaos nicht weiter verschärfen"
Weiterhin stellten die Sachverständigen der Truppe fest, dass die Probleme mit Rissen im Heck des Marine-Hubschraubers "Sea Lynx" immer noch bestünden. Die Ausstattung liege hier ebenso wie beim Hubschrauber "Sea King" "unterhalb des operativ erforderlichen Minimalbedarfs", hieß es.
Ebenso stellten die Experten gravierende Mängel bei den Hubschraubern NH90 und "Tiger" des Heeres fest. Von je 23 Maschinen seien hier wegen mangelnder Ersatzteile und fehlender Mechaniker nur fünf beziehungsweise sechs Stück einsatzreif und eine verlässliche Ausbildungs- und Übungsnutzung nicht möglich.
Agnieszka Brugger, Verteidigungspolitikerin der Grünen, bezeichnete die Materialprobleme bei der Bundeswehr als "völlig ungelöst". Wenn bei einigen Hubschraubermodellen weiterhin nur ein Fünftel des Bestandes genutzt werden könne, müsse Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen endlich einen Fahrplan zur Lösung der Engpässe bei Ersatzteilen vorlegen. Dies sei wichtiger, als "mit immer mehr teuren und sicherheitspolitisch fragwürdigen Risikorüstungsprojekten das Chaos noch weiter zu verschärfen", sagte Brugger.
Quelle: ntv.de, mbo/AFP