Politik

"Jüdisches Leben gehört zu uns" Merkel setzt Zeichen gegen Antisemitismus

Die Bundeskanzlerin fand auf der Kundgebung klare Worte gegen Antisemitismus.

Die Bundeskanzlerin fand auf der Kundgebung klare Worte gegen Antisemitismus.

(Foto: imago/epd)

Mitte Juli protestieren Tausende gegen die israelische Offensive im Gazastreifen - die Demos ziehen auch Radikale aus allen Ecken an, die antisemitische Parolen verbreiten. 8000 Menschen versammeln sich nun in Berlin und fordern: "Kein Platz für Judenhass."

Demokratische Parteien, Kirchen und Vertreter der Gesellschaft haben nach den antisemitischen Ausschreitungen in Deutschland ein klares Zeichen gegen Judenhass gesetzt. "Wir wollen, dass sich Juden in Deutschland sicher fühlen. Sie sollen spüren, dass dieses Land unser gemeinsames Zuhause ist", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel auf einer Kundgebung vor dem Brandenburger Tor in Berlin. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, betonte: "Wir sind hier, um gemeinsam und geschlossen zu zeigen: Kein Platz für Judenhass. Nie hätte ich für möglich gehalten, dass ich gegen Judenhass demonstrieren muss." Für die Zunahme an antiisraelischen Vorfällen machte er vor allem auch Muslime in Deutschland verantwortlich. Er rief muslimische Verbände auf, "den Judenhass zu bekämpfen".

Zentrale der Macht: Aktuelle und ehemalige deutsche Spitzenpolitiker nahmen an der Kundgebung teil.

Zentrale der Macht: Aktuelle und ehemalige deutsche Spitzenpolitiker nahmen an der Kundgebung teil.

(Foto: dpa)

An der Demonstration nahmen nach Angaben des Zentralrates rund 8000 Menschen teil, die Polizei hatte anfangs von 4000 gesprochen. Mit der Kundgebung werde "ein Zeichen gegen Antisemitismus, gegen Extremismus und gegen Menschenfeindlichkeit sowie für Respekt vor dem Glauben und der Kultur des jeweils anderen gesetzt, sei er Jude, Muslim oder Christ", sagte Merkel. "Das jüdische Leben gehört zu uns. Es ist Teil unserer Identität."

"Schlimmste antisemitische Parolen seit Jahrzehnten"

Diskriminierung und Ausgrenzung dürften in Deutschland keinen Platz haben. Wer Demonstrationen als Deckmantel nutze, "um seinen Hass auf andere Menschen, seinen Hass auf Juden auszuleben, der missbraucht unsere so wertvollen Grundrechte auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit", sagte die Kanzlerin. "Wer Menschen, die eine Kippa oder eine Kette mit einem Davidstern tragen, anpöbelt, angreift oder krankenhausreif schlägt, der schlägt und verletzt uns alle." Der Kampf gegen Antisemitismus sei Pflicht des Staates und der Bürger. Anschläge auf Synagogen würden konsequent mit allen rechtsstaatlichen Mitteln verfolgt - wie dies auch bei Anschlägen gegen Moscheen der Fall sei.

An der Veranstaltung unter dem Motto "Steh auf, nie wieder Judenhass" nahmen auch Bundespräsident Joachim Gauck, SPD-Chef Sigmar Gabriel, mehrere andere Kabinettsmitglieder sowie Mitglieder jüdischer Gemeinden aus ganz Deutschland teil. Anlass waren judenfeindliche Äußerungen, die im Sommer bei Demonstrationen in Deutschland gegen die israelische Militäroffensive im Gazastreifen laut geworden waren. Graumann sagte, nie im Leben habe er sich vorstellen können, in Deutschland gegen Antisemitismus demonstrieren zu müssen. Nach den "schlimmsten antisemitischen Parolen auf deutschen Straßen seit vielen Jahrzehnten" sei dies aber nötig. Graumanns Rede war für viele Zuhörer nicht zu hören. Deswegen gab es Unmut und vereinzelt Pfiffe.

Quelle: ntv.de, jve/dpa

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