Politik

"Gelernt, zu improvisieren" Merkel sieht DDR-Kindheit als Vorteil

Kanzlerin Angela Merkel fühlt sich durch die Corona-Einschränkungen an ihre Kindheit erinnert.

Kanzlerin Angela Merkel fühlt sich durch die Corona-Einschränkungen an ihre Kindheit erinnert.

(Foto: REUTERS)

In der Corona-Krise muss die Kanzlerin Freiheiten der Bürger einschränken. Sie selbst vergleicht die Kontaktsperre im Frühjahr mit den Zuständen in der DDR - doch ihre ostdeutsche Kindheit habe auch Fähigkeiten hervorgebracht, "die einem heute helfen".

Anlässlich des 30. Jubiläums der Deutschen Einheit geht Bundeskanzlerin Angela Merkel davon aus, dass der Zusammenhalt in Deutschland auch in Zukunft eine große Aufgabe bleiben wird. "Wir werden sehr viel Kraft für einen solchen Zusammenhalt aufbringen müssen", sagte Merkel in einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die Aufgabe werde sich nicht mehr auf Ost und West allein konzentrieren, betonte die Kanzlerin. "Ein Land im 21. Jahrhundert zusammenzuhalten heißt, ein bestimmtes Maß an Gerechtigkeit für alle zu haben."

Die Zeit der starken Corona-Einschränkungen im Frühjahr hat Merkel auch als Erinnerung an ihr Leben in der DDR empfunden. "Meine Kindheit und Jugend waren mir in diesem Moment sehr präsent", sagte die CDU-Politikerin. Die Politik habe im März sehr stark in die Freiheitsrechte der Menschen eingreifen müssen. "Dass ich den Menschen sagen musste, dass man nur als ein Haushalt oder zu zweit auf der Straße sein durfte, dass keine Veranstaltungen stattfinden durften, dass Kinder ihre Eltern im Seniorenheim nicht besuchen durften - das waren gravierende Einschränkungen."

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Mit Blick auf die Proteste gegen die Corona-Politik und dem Vorwurf, man dürfe seine Meinung nicht mehr sagen, konterte die Kanzlerin: "Ich komme zu dem Schluss, dass es manchem gar nicht allein darum geht, seine Meinung sagen zu dürfen, sondern darum, keinen Widerspruch zu bekommen. Seine Meinung zu sagen, die dann unwidersprochen im Raum zu stehen hat, ist nicht das Wesen von Meinungsfreiheit."

Zu den Vorteilen ihrer ostdeutschen Vergangenheit sagte Merkel, die DDR-Bürger hätten "gelernt, zu improvisieren". "Wir haben uns angesichts vieler Mängel immer gut organisiert. Das sind Fähigkeiten, die einem auch heute helfen." Sie sehe "große Fortschritte bei der Angleichung des Lebensstandards" in Ost und West. Die zentralen Feierlichkeiten zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit finden am Samstag in Potsdam statt - neben Merkel wird auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erwartet.

Quelle: ntv.de, jug/dpa

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