Bluttest für Parlamentarier Merkel übt vage Erdogan-Kritik
07.06.2016, 17:42 Uhr
Bundeskanzlerin Angela Merkel war nach den Vorwürfen Erdogans von Opposionspolitikern zu einer scharfen Reaktion aufgefordert worden.
(Foto: picture alliance / dpa)
Nach den Verbalattacken Erdogans gegen türkischstämmige Parlamentarier meldet sich die Kanzlerin zu Wort: Sie halte die Aussagen des türkischen Staatschefs für "nicht nachvollziehbar". Scharfe Kritik kommt auch aus dem Außenministerium nicht.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Verbalattacken des türkischen Staatschefs Recep Tayyip Erdogan gegen türkischstämmige Bundestagsabgeordnete kritisiert. Die Parlamentarier - darunter Grünen-Chef Cem Özdemir - seien "frei gewählte Abgeordnete, ausnahmslos, und die Vorwürfe und die Aussagen, die da jetzt gemacht werden von der türkischen Seite, halte ich für nicht nachvollziehbar", sagte Merkel in Berlin.
Auch das Auswärtige Amt verurteilte die Äußerungen, die Erdogan im Zusammenhang mit der Armenien-Resolution, gemacht hatte. "Heute wurde der türkische Geschäftsträger zu einem Gespräch ins Auswärtige Amt eingeladen, um über die Ereignisse der letzten Tage und die Reaktionen auf die Armenien-Resolution im Bundestag zu sprechen", hieß es aus dem Außenministerium in Berlin. Der Geschäftsträger vertritt den türkischen Botschafter, der wegen des Streits zu Konsultationen in seine Heimat zurückgerufen worden war.
In dem Gespräch seien die "traditionell engen und vertrauensvollen Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei" herausgestellt worden, hieß es weiter. Zugleich sei deutlich gemacht worden, "dass die jüngsten Äußerungen zu deutschen Abgeordneten damit nicht in Einklang zu bringen sind und mit Unverständnis aufgenommen wurden".
Erdogan hatte Bluttest gefordert
Hintergrund ist die Kritik der türkischen Regierung an der Verabschiedung einer Resolution des Bundestags am vergangenen Donnerstag, in der die Tötung von bis zu 1,5 Millionen Armeniern sowie Aramäern und Angehörigen weiterer christlicher Minderheiten vor rund hundert Jahren im Osmanischen Reich als Völkermord bezeichnet wird. Die türkische Regierung lehnt die Bezeichnung der Geschehnisse als Völkermord strikt ab.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte erbost auf die Verabschiedung der Resolution reagiert. Unter anderem warf er den türkischstämmigen Bundestagsabgeordneten, die für die Armenien-Resolution gestimmt hatten, vor, sie seien ein Sprachrohr der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Zudem solle man bei einigen deutschen Abgeordneten mit türkischem Migrationshintergrund einen Bluttest machen.
Quelle: ntv.de, jug/AFP