Bitte aus Kabul an Berlin Minister: Nehmt mehr Afghanen auf!
28.10.2015, 15:45 Uhr
Afghanen sind inzwischen die zweitgrößte Gruppe von Migranten, die nach Deutschland kommen.
(Foto: AP)
Gerade erst hat die Bundesregierung angekündigt, mehr Afghanen abschieben zu wollen. Immer mehr von ihnen wollen nach Deutschland. Doch ein Minister aus dem Land appelliert: Die Lage in Afghanistan sei so schlecht, dass Flucht gerechtfertigt sei.
Die von der Bundesregierung geplante verstärkte Abschiebung von Flüchtlingen aus Afghanistan zurück in ihre Heimat stößt in Kabul auf Widerstand. Er habe Berlin "offiziell darum gebeten, Abschiebungen von afghanischen Asylbewerbern zu vermeiden", sagte der afghanische Minister für Flüchtlingsangelegenheiten, Sayed Hussain Alimi Balkhi, der "Deutschen Welle". Angesichts der immer unsicherer werdenden Lage in seinem Land habe er die deutschen Behörden vielmehr gebeten, "mehr afghanische Flüchtlinge aufzunehmen".
Balkhis Aussagen stehen damit im Widerspruch zu denen von Bundesinnenminister Thomas de Maizière. Dieser bezeichnete die hohe Zahl von Asylbewerbern aus Afghanistan als "inakzeptabel" und fügte hinzu, sich darüber mit der afghanischen Regierung "einig" zu sein. "Gemeinsam mit der afghanischen Regierung" wolle Deutschland auch für die verstärkte Rückführung von Afghanen sorgen.
Dieselbe Priorität wie bei Syrern
Afghanen sind inzwischen nach den Syrern die größte Gruppe von Asylbewerbern in Deutschland. Die EU plant Verhandlungen über ein Rücknahmeabkommen mit Afghanistan für abgelehnte Asylbewerber.
Balkhi verwies im Gespräch mit der "Deutschen Welle" auf ein Abkommen mit der Bundesregierung, wonach "schutzlose afghanische Flüchtlinge" nicht abgeschoben werden dürften. Das betreffe Familien, die durch ein Abschieben zerbrechen würden, sowie Kinder, alleinerziehende Mütter und Menschen aus unsicheren Regionen.
Der afghanische Minister verwies auf die "Sicherheitsprobleme" in seinem Land und nannte die Stadt Kundus als Beispiel, die vor kurzem von den Taliban überrannt worden war. Er habe dies mit allen EU-Ländern besprochen und gebeten, "Asylgesuche von afghanischen Flüchtlingen mit derselben Priorität zu behandeln, wie die aus anderen Krisenländern, beispielsweise aus Syrien".
Quelle: ntv.de, nsc/AFP