Tod von Wagner-Chef Prigoschin Moskau hält auch "vorsätzliches Verbrechen" für möglich
30.08.2023, 18:52 Uhr Artikel anhören
Bei dem Flugzeugabsturz kamen am vergangenen Mittwoch zehn Menschen ums Leben.
(Foto: dpa)
Wie konnte es zu dem Flugzeugunglück mit Wagner-Chef Prigoschin kommen? Schon in der vergangenen Woche weist der Kreml "Spekulationen" darüber, dass er hinter Prigoschins Tod stecken könnte, als "absolute Lüge" zurück. Nun heißt es, man ermittele in alle Richtungen.
Nach dem tödlichen Flugzeugabsturz des Wagner-Chefs Jewgeni Prigoschin in Russland wird nach Angaben des Kremls in alle Richtungen ermittelt, auch die eines "vorsätzlichen Verbrechens". Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte auf Nachfrage in seiner täglichen telefonischen Pressekonferenz, dass das russische Ermittlungskomitee alle Möglichkeiten überprüfe. Es sei "offensichtlich, dass es unterschiedliche Versionen gibt", darunter auch die eines "vorsätzlichen Verbrechens", sagte er. "Warten wir daher auf die Ergebnisse unserer russischen Ermittlungen."
Das Flugzeug mit dem Chef der russischen Söldnergruppe an Bord war am vergangenen Mittwoch auf dem Flug von Moskau nach St. Petersburg abgestürzt. Neben dem Wagner-Chef starben dabei auch dessen Stellvertreter Dmitri Utkin sowie acht weitere Menschen.
In der vergangenen Woche hatte Peskow "Spekulationen" darüber, dass der Kreml den Tod von Prigoschin angeordnet haben könne, als "absolute Lüge" bezeichnet. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte Prigoschin seit der bewaffneten Rebellion der Wagner-Söldner im Juni als Verräter angesehen. Am Tag nach dessen Tod sprach Putin von einem "fähigen" Mann, der in seinem Leben "schwere Fehler" begangen habe.
Am Donnerstag wird Prigoschins Stellvertreter Utkin in der Stadt Mytischtschi in der Region Moskau beigesetzt. Der 62-jährige Prigoschin war bereits am Dienstag im kleinen Kreis in seiner Geburtsstadt St. Petersburg beerdigt worden.
Begräbnis als Schlussakt der "Spezialoperation"
Das Begräbnis unter voller Kontrolle des Sicherheitsapparates sei der Schlussakt bei der "Spezialoperation" zur Beseitigung Prigoschins gewesen, sagt die Politologin Tatjana Stanowaja. Obschon Prigoschin den Ehrentitel "Held Russlands" getragen habe, sei niemand von Staatsseite aus bei der Trauerfeier gewesen. Die Expertin sieht darin eine Bestätigung für die in Russland und auch im Westen weit verbreitete These, dass es sich bei dem gezielten Absturz um einen Racheakt des Machtapparates gehandelt habe.
Prigoschin hatte im Juni einen Aufstand gegen die Moskauer Militärführung angezettelt und war gescheitert. Putin warf damals Prigoschin Verrat vor und kündigte Strafen an.
Quelle: ntv.de, ghö/AFP/dpa