Tausende Rohingya auf dem Meer Nachbarn nehmen Myanmarer auf
20.05.2015, 08:36 Uhr
Malaysia und Indonesien wollen die Flüchtlinge aus Myanmar und Bangladesch vorübergehend aufnehmen.
(Foto: AP)
Täglich treffen Boote mit Flüchtlingen in Indonesien und Malaysia ein. Die meisten sind Muslime aus Myanmar. Nur auf immensen Druck macht das Herkunfsland ein kleines Zugeständnis. Indonesien und Malaysia rüsten sich unterdessen für den großen Ansturm.
Im Flüchtlingsdrama um Tausende im Meer in Südostasien driftende Menschen aus Myanmar zeichnet sich Bewegung ab. Indonesien und Malaysia wollten rund 7000 Menschen vorübergehend aufnehmen, sagte Malaysias Außenminister Anifah Aman nach einem Krisentreffen mit seinen Kollegen aus Indonesien und Thailand. Voraussetzung sei, dass die Menschen innerhalb eines Jahres anderswo angesiedelt werden. Die internationale Gemeinschaft müsse finanzielle Hilfe leisten, sagte Anifah.
Tausende Menschen driften nach Angaben von Menschenrechtlern teils seit Wochen auf überfüllten Booten vor den Küsten. Niemand will sie an Land lassen. Auch ihr Herkunftsland Myanmar hat sich bisher für nicht zuständig erklärt. Viele der Bootsflüchtlinge vor Südostasiens Küsten gehören der Minderheit der Rohingya an und sind aus Myanmar geflohen. Die Regierung bezeichnet die Rohingya aber als illegale Migranten aus dem benachbarten Bangladesch und lehnte bislang jede Verantwortung für die Volksgruppe ab.

In Indonesien werden die Flüchtlinge in Aufnahmelager gebracht. Ihr weiterer Weg ist ungewiss.
(Foto: imago/ZUMA Press)
Nach internationalem Druck hat offenbar aber auch Myanmar eingelenkt: Das Land erklärte sich erstmals zu humanitärer Hilfe für die in Not geratenen Menschen bereit. Das geht aus einer von Staatsmedien verbreiteten Erklärung des Außenministeriums hervor. Myanmars Außenministerium erklärte den Medienberichten zufolge, die Regierung teile die Sorgen der internationalen Gemeinschaft über die Flüchtlingskrise. Sie sei "bereit zu humanitärer Hilfe für jeden, der auf hoher See leidet".
Nach einem Gesetz von 1982 bekommen in Myanmar nur Angehörige ethnischer Gruppen die vollen Bürgerrechte, die schon vor 1823 in heutigen Territorium Myanmar lebten. Die Rohingya sind nicht als ethnische Gruppe anerkannt. Bürger mit eingeschränkten Rechten kann werden, wer nachweist, dass er vor der Unabhängigkeit 1948 die Staatsbürgerschaft beantragt hatte. In dem bitterarmen Land, wo Rohingya seit Generationen diskriminiert werden und sich als Tagelöhner über Wasser halten, habe kaum jemand entsprechende Papiere, sagen Menschenrechtler.
2000 Menschen noch auf See
Malaysia und Indonesien, wo die meisten Flüchtlinge ankommen, haben unterdessen erklärt, sie wollten rund 7000 Menschen "vorübergehende Zuflucht" gewähren. Das teilten die Außenminister der beiden Staaten mit. Erst am Morgen wurden vor der Küste der indonesischen Provinz Aceh wieder 426 Flüchtlinge gerettet, wie örtliche Behördenvertreter mitteilten. Die Menschen sollen demnach aus Myanmar stammen. Die Geretteten seien sehr geschwächt. Unter den Geretteten waren seinen Angaben zufolge auch 30 Kinder und 26 Frauen.
In den vergangenen Tagen waren in Indonesien, Thailand und Malaysia bereits rund 3000 Flüchtlinge aus Myanmar und Bangladesch eingetroffen. Nach UN-Angaben befanden sich noch am Dienstag mindestens 2000 Bootsflüchtlinge auf See, viele davon seit Wochen. Schlepper verlangten von ihnen Geld, damit sie freikämen, sagte eine Sprecherin des Flüchtlingshilfswerks UNHCR.
Papst vergleicht Rohingya mit Jesiden
Wegen der Flüchtlingskrise sind inzwischen die Außenminister Indonesiens, Thailands und Malaysias im malaysischen Regierungssitz Putrajaya zusammengetroffen. Myanmar schickte keinen Vertreter zu dem Treffen. Das Land ließ überdies offen, ob es an einem regionalen Gipfeltreffen am 29. Mai in Thailand teilnimmt. Der malaysische Außenminister Anifah Aman hatte Myanmar am Sonntag aufgerufen, sich an den Krisengesprächen zu beteiligen. Anderenfalls werde Malaysia als derzeitiger Vorsitzender der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean ein Treffen zur Flüchtlingsfrage ansetzen. Myanmar gehört zur den zehn Mitgliedstaaten der Gemeinschaft.
Die drei Teilnehmerländer waren zuletzt international heftig kritisiert worden, da sie ankommende Migranten lediglich mit Lebensmitteln versorgten und anschließend wieder zurück aufs offene Meer schickten. Auch Papst Franziskus ergriff das Wort für die südostasiatischen Flüchtlinge. In einer Messe verglich er die "armen Rohingya" mit vom Islamischen Staat (IS) verfolgten Christen und Jesiden. "Wenn sie ihr Land verlassen, um der Verfolgung zu entgehen, wissen sie nicht, was ihnen widerfahren wird", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche. Die UNO und die USA hatten Indonesien, Thailand und Malaysia zu Rettungseinsätzen für die Bootsflüchtlinge aufgefordert.
Quelle: ntv.de, nsc/AFP/dpa