Politik

Deutsches Angebot nicht genug Namibia lehnt Entschädigungsvorschlag ab

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Namibias Präsident Hage Geingob verlangt neben einer Entschuldigung auch Zusagen für Entwicklungshilfen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Unter deutscher Kolonialherrschaft werden Anfang des 20. Jahrhunderts im heutigen Namibia Zehntausende Menschen getötet. Seit 2015 verhandeln die Länder über ein Entschädigungsangebot. Für Namibias Präsidenten ist eine offizielle Entschuldigung Deutschlands nicht genug.

Die Aufarbeitung der Kolonialzeit in Namibia - der ehemals deutschen Kolonie Südwestafrika - hängt vor der Schlussrunde der fünfjährigen Verhandlungen weiter an der noch offenen Frage einer finanziellen Wiedergutmachung. Das Angebot der Bundesregierung, dafür zehn Millionen Euro zu zahlen, sei für Präsident Hage Geingob weiter "nicht akzeptabel", zitierte die Zeitung "The Namibian" am Dienstag einen Berater des Präsidenten.

Der Verhandlungsführer der deutschen Seite, Ruprecht Polenz (CDU), wollte sich am Mittwoch nicht zu konkreten Zahlen äußern, sagte aber: "Ich bin zuversichtlich, dass die Gespräche erfolgreich zu Ende gebracht werden." Das Auswärtige Amt bestätigte nur, dass es weitere Runden gebe. "Diese Gespräche verlaufen im gegenseitigen Vertrauen und konstruktiv", sagte ein Sprecher.

"Bedingungslose Entschuldigung" ja, Reparationen nein

Nach einer Unterrichtung Geingobs über den Stand der fünfjährigen Verhandlungen hatte es in einer Erklärung des Präsidialamtes geheißen: "Das von der deutschen Regierung gemachte aktuelle Angebot für Reparationen bleibt eine offene Frage und ist für die namibische Regierung nicht akzeptabel." Deutschland habe einer "bedingungslosen Entschuldigung" an die namibische Regierung, ihr Volk und die betroffenen Gemeinden zugestimmt, wolle aber nicht den Begriff "Reparationen" benutzen. Den Begriff "Heilung der Wunden" hält Namibias Verhandlungsteam dagegen für unzureichend. Polenz hatte im Juni erklärt, an die Bitte um Entschuldigung knüpften sich längerfristige, substanzielle Beiträge.

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Vertreter der Herero und Nama fordern eine Entschuldigung für zur Kolonialzeit begangene Verbrechen und finanzielle Wiedergutmachung. Das Deutsche Reich war von 1884 bis 1915 Kolonialmacht im heutigen Namibia und schlug damals Aufstände beider Volksgruppen brutal nieder. Historikern zufolge wurden etwa 65.000 der 80.000 Herero und mindestens 10.000 der 20.000 Nama getötet.

Die Bundestagsabgeordnete Helin Evrim Sommer (Linke) meinte: "Das Geschacher um die Bedingungen und die Umstände für die längst überfällige Entschuldigungsgeste sind beschämend; seit dem Jahr 2015 verhandelt die Bundesregierung ergebnislos, auch weil sie um jeden Euro feilscht."

Quelle: ntv.de, abe/dpa

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