Politik

Kreml-Kritiker in Lebensgefahr Nawalny-Umfeld: Deutsche Ärzte haben Zugang

Alexej und Julia Nawalny im Jahr 2019.

Alexej und Julia Nawalny im Jahr 2019.

(Foto: imago images/ITAR-TASS)

Vertraute des lebensgefährlich erkrankten russischen Regierungskritikers Nawalny wehren sich gegen die offizielle Darstellung, der 44-Jährige leide an einer Stoffwechselerkrankung. Zudem bestreiten sie, dass ein Ausfliegen aus dem sibirischen Omsk nach Deutschland Nawalny nicht zuzumuten wäre.

Ärzte aus Deutschland haben offenbar Zugang zum lebensbedrohlich erkrankten Alexej Nawalny - und halten den russischen Oppositionellen für transportfähig. Damit widersprechen sie den behandelnden Medizinern der Klinik im sibirischen Omsk. Eigentlich sollten die eigens eingeflogenen Ärzte den 44-Jährigen während seines Fluges nach Deutschland begleiten, sie fühlen sich laut AFP dazu in der Lage und seien auch gewillt, die Reise anzutreten. Doch entsprechend gefasste Pläne waren bereits zuvor kurzfristig abgesagt worden. So berichtete es Leonid Wolkow, ein Vertrauter des russischen Oppositionellen, bei einer Pressekonferenz in Berlin: "Als hätte jemand den Schalter umgelegt."

Wolkow zufolge hätten die Ärzte der russischen Klinik "jegliche Informationen" verweigert. Nachdem es zuvor eine positive Aussage zu Nawalnys möglicher Ausreise für eine Weiterbehandlung in Deutschland gegeben habe, sei unvermittelt erklärt worden: "Nein, er ist nicht mehr transportfähig." Das sei "entgegengesetzt dem, was sie wenige Stunden vorher gesagt hatten", sagte Wolkow. Die Vertrauten des Regierungskritikers hatten ein Flugzeug organisiert, das am Morgen in Nürnberg abhob und mittlerweile in Omsk gelandet ist.

Nawalnys Umfeld geht weiterhin davon aus, dass der 44-Jährige absichtlich vergiftet wurde. Die behandelnden Mediziner in Omsk erklärten dagegen, es handele sich um eine Stoffwechselstörung, die durch einen zu niedrigen Blutzucker-Wert ausgelöst worden sei. Klinikchef Alexander Murachowski zufolge seien an Nawalny zwar Spuren von "industriellen chemischen Substanzen" gefunden worden, diese würden aber auch beispielsweise bei der Produktion von Plastikbechern verwendet.

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Wolkow wehrte sich gegen diese offizielle Darstellung: "Was man uns mitgeteilt hat, ist keine Diagnose, sondern einfach nur eine Behauptung." Ebenso wenig habe es eine Erklärung gegeben, "was das herbeigeführt hat, diese lebensbedrohliche Lage". Nawalny liege derzeit demnach im künstlichen Koma und müsse beatmet werden. Seine persönliche Ärztin Anastasia Vasilyeva twitterte: "Wieder einmal halten sie uns für Idioten."

Nawalnys Ehefrau Julia forderte in einem offenen Brief den russischen Präsidenten Wladimir Putin auf, den Transport nach Berlin zu ermöglichen. Darin bezog sie sich auf eine Aussage des Kremls, dass die russische Staatsführung einer Verlegung des 44-Jährigen keine Steine in den Weg legen würde. Allerdings bezweifelt Wolkow, dass die Behandlung Nawalnys unabhängig erfolge. Wie der Vertraute des Oppositionellen erklärte, sollen "drei Männer" in Omsk "das Büro des Klinikchefs" besetzt gehalten haben. Er schien damit anzudeuten, dass er sehr wohl an eine Einmischung glaube.

Quelle: ntv.de, tsi

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