Politik

Israel trauert um fünftes Opfer Netanjahu droht Konsequenzen an

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Nach dem Überfall auf eine Synagoge in Jerusalem steigt die Zahl der Toten weiter an. Ein Polizist erliegt im Krankenhaus seinen Verletzungen. Die israelische Regierung droht Konsequenzen an. Washington versucht, eine Eskalation der Gewalt zu verhindern.

Die Zahl der Todesopfer des Terroranschlags in einer Jerusalemer Synagoge ist auf fünf gestiegen. Ein Polizist, der am Tatort angeschossen worden war, sei im Krankenhaus an seinen Verletzungen gestorben, berichtete die Zeitung "Jerusalem Post" unter Berufung auf Klinikangaben. Der 30-Jährige soll am Mittwoch beigesetzt werden.

Zwei Palästinenser hatten am Dienstagmorgen Betende in dem Gotteshaus mit Messern und Äxten angegriffen sowie Schüsse abgefeuert. Bei dem Blutbad in der Synagoge erlagen vier der Angegriffenen noch am Tatort ihren schweren Verletzungen.

Außerdem wurden bei dem Anschlag sechs weitere Gläubige und zwei Polizisten nach Angaben der Rettungsdienste zumeist schwer verletzt. Israelische Polizisten erschossen die beiden Attentäter, die ersten Erkenntnissen zufolge aus dem von Israel besetzten und annektierten Ostjerusalem kamen.

Wie wird Israel reagieren?

Es war der erste tödliche Anschlag auf eine Synagoge in Jerusalem und das schwerste Attentat auf betende Gläubige seit Jahren. Bei einem ähnlichen Anschlag im Jahre 2008 hatte ein palästinensischer Angreifer in einer jüdischen Religionsschule in Jerusalem acht Studenten getötet. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sprach von einem "Höhepunkt einer andauernden Terrorwelle" und drohte Konsequenzen an.

Diejenigen, die Hass säten, würden entschieden verfolgt werden, sagte Netanjahu bei einer vom israelischen Fernsehen übertragenen Pressekonferenz. Er unterstrich in diesem Zusammenhang noch einmal, dass er angeordnet habe, die Häuser der Attentäter zu zerstören. Dieses Vorgehen zählt im Nahostkonflikt zu den üblichen Vergeltungsmaßnahmen. Ob es zu weitergehenden Aktionen israelischer Sicherheitskräfte kommen wird, ist bislang noch offen.

"Mit harter Hand"

Netanjahu sagte, man werde "mit harter Hand auf den grausamen Mord an Juden reagieren, die beten wollten und die von heimtückischen Mördern getötet wurden". Er warf Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und der radikal-islamischen Hamas vor, für den Anschlag mitverantwortlich zu sein. Netanjahu kündigte eine harte Reaktion an.

"Höhepunkt einer Terrorwelle"? Im Gazastreifen feiern Vermummte den Überfall als Heldentat.

"Höhepunkt einer Terrorwelle"? Im Gazastreifen feiern Vermummte den Überfall als Heldentat.

(Foto: REUTERS)

Der Chef des israelischen Inlandsgeheimdienstes Schin Bet, Joram Cohen, widersprach jedoch kurz darauf Vorwürfen Netanjahus, Abbas hetze zu Gewalt gegen Israel auf. "Abu Masen (Abbas) ist nicht an Terror interessiert und hetzt nicht zur Gewalt auf, auch nicht unter der Hand, obwohl ein Teil der Öffentlichkeit seine Äußerungen so auslegt", sagte Cohen.

Abbas hielt unmittelbar nach dem Anschlag ein Treffen mit Beratern ab und rief öffentlich dazu auf, von Anschlägen abzusehen. Während er das Attentat auf das Gotteshaus und den Tod von Gläubigen verurteilte, sprach die radikal-islamische Hamas von einer "heroischen Tat". Es sei die Rache für den Tod des arabischen Busfahrers sowie Israels Vorgehen auf dem Tempelberg.

Seit dem Abbruch der Friedensverhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern im April war die Lage in Nahost immer weiter eskaliert. Zu dem Anschlag bekannte sich die Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP). Die Hamas hieß den Anschlag gut und rief zu weiteren "Rache-Aktionen" auf.

Obama: "Pfad Richtung Frieden suchen"

US-Präsident Barack Obama verurteilte den tödlichen Anschlag scharf. "Eine Rechtfertigung für derartige Attacken gegen unschuldige Zivilisten gibt es nicht und kann es nicht geben", erklärte Obama. "Die Gedanken und Gebete des amerikanischen Volkes sind mit den Opfern und den Angehörigen all jener, die in dieser schrecklichen Attacke und bei anderen Gewalttaten der jüngsten Zeit getötet und verletzt wurden."

Der US-Präsident rief Israelis und Palästinenser zur Zusammenarbeit auf, um die Spannungen "zu diesem heiklen Zeitpunkt für Jerusalem" zu verringern und "einen Pfad in Richtung Frieden zu suchen". Vor Journalisten im Weißen Haus erinnerte Obama daran, dass "dies nicht der erste Verlust von Menschenleben" in den vergangenen Monaten gewesen sei. "Zu viele Israelis sind gestorben, zu viele Palästinenser sind gestorben", sagte er. Sein Außenminister John Kerry habe nach der Attacke mit Netanjahu telefoniert.

Spanien votiert für Zwei Staaten

Unabhängig von der jüngsten Eskalation der Gewalt hat sich das spanische Parlament für eine staatliche Anerkennung Palästinas ausgesprochen. In einer symbolischen Abstimmung votierten sämtliche Fraktionen des Abgeordnetenhauses für eine entsprechende Erklärung. Sie setzt für eine Anerkennung aber eine Verhandlungslösung des Dauerkonflikts zwischen Israel und den Palästinensern voraus.

Unter dem Eindruck des tödlichen Angriffs zweier Palästinenser auf Juden in Jerusalem wenige Stunden vor der Abstimmung entschärfte die regierende Volkspartei die Resolution. Der ursprüngliche Vorschlag der oppositionellen Sozialisten sah zum Ärger der israelischen Regierung eine unmittelbare Anerkennung Palästinas vor.

Die spanischen Abgeordneten schließen sich mit der für die Regierung nicht-bindenden Resolution ihren Kollegen im britischen Unterhaus an. Dort war unlängst eine ähnliche Erklärung verabschiedet worden. Frankreich erwägt noch im November eine ebenfalls nicht-bindende Resolution. Als erstes größeres europäisches Land hatte Schweden kürzlich angekündigt, Palästina als eigenständigen Staat anzuerkennen.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa/rts

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