Blendgranaten auf dem Tempelberg Neue Krawalle erschüttern Jerusalem
15.09.2015, 14:45 Uhr
Extrem gereizte Atmosphäre: Einheiten des israelischen Grenzschutzes verhaften unweit des Tempelbergs einen demonstrierenden Palästinenser.
(Foto: REUTERS)
Das israelische Neujahrsfest steht in diesem Jahr unter einem schlechten Stern: Am Tempelberg gehen israelische Sicherheitskräfte und palästinensische Demonstranten aufeinander los.
Rund um die Al-Aksa-Moschee in der Altstadt von Jerusalem ist es am Morgen den dritten Tag in Folge zu Zusammenstößen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften gekommen. Junge Palästinenser bewarfen das angerückte Großaufgebot an israelischen Polizisten mit Steinen, wie ein AFP-Journalist beobachtete. Die Polizei reagierte mit dem Einsatz von Blendgranaten. Angaben zur Zahl der Verletzten lagen zunächst nicht vor.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu rief Kabinettsmitglieder wegen "des Kriegs gegen Steinwürfe und Molotowcocktails" zur einer dringlichen Sondersitzung zusammen. Zuvor war es im Zusammenhang mit den Steinwürfen zu einem tödlichen Autounfall gekommen, bei dem ein 64-jähirger Israeli in Ostjerusalem ums Leben kam.
Die Spannungen überschatten mittlerweile auch das Verhältnis Israels mit seinem Nachbarn im Osten: Jordaniens König Abdullah II. forderte Israel in einer ungewohnt deutlichen Warnung auf, sich beim Vorgehen auf dem Tempelberg zurückzuhalten.
Spannungen zum Neujahrsfest
Bereits in den vergangenen beiden Tagen hatte es auf dem Hochplateau vor der Al-Aksa-Moschee schwere Zusammenstöße gegeben. Gläubige Juden verehren die Anhöhe als Tempelberg.

Gegenseitige Provokationen: Ein israelischer Polizist führt einen gläubigen Juden unter Protestrufen durch die Jerusalemer Altstadt.
(Foto: REUTERS)
Die Spannungen stehen im Zusammenhang mit dem jüdischen Neujahrsfest, das am Sonntagabend begann. Die Polizei rechnet wegen der Feiertage rund um den Bereich der Al-Aksa-Moschee mit deutlich mehr Besuchern und Touristen als üblich.
Nach der derzeit gültigen Regelung dürfen Juden und andere nicht-muslimische Besucher den Tempelberg zwar besuchen, dort aber nicht beten. Radikal-religiöse Juden haben wiederholt Versuche unternommen, das Verbot zu durchbrechen und gezielt zu provozieren.
Brennpunkt dreier Weltreligionen
Die Verhältnisse vor Ort sind kompliziert. Der Tempelberg ist sowohl für den Islam als auch für das Judentum von herausragender symbolischer Bedeutung. Seit der militärischen Besetzung des Tempelbergs und der international nicht anerkannten Annexion durch Israel im Jahr 1967 übt die israelische Polizei auf dem Plateau die sogenannte Sicherheitshoheit aus.
Das heißt in der Praxis, dass israelische Sicherheitskräfte vollen Zugang zum Tempelberg haben und dort sozusagen das Hausrecht ausüben. Für die Religionsausübung und alle Fragen rund um die Betreuung der Al-Aksa-Moschee wiederum ist die jordanische Stiftung Wakf zuständig.
Quelle: ntv.de, mmo/AFP