Politik

Befürchtete Provokation bleibt aus Nordkorea feiert Staatsgründer

Der 1912 geborene Kim Il Sung führte den Staat bis zu seinem Tod im Jahr 1994.

Der 1912 geborene Kim Il Sung führte den Staat bis zu seinem Tod im Jahr 1994.

(Foto: dpa)

Über Wochen provoziert Nordkorea mit Kriegsrhetorik. Nun, da das Land den 101. Geburtstag seines Staatsgründers feiert, warnt Südkorea vor einem möglichen Raketenstart. Doch der findet nicht statt. Machthaber Kim zeigt sich erstmals wieder öffentlich.

Die Feierlichkeiten in Nordkorea zum 101. Geburtstag des Staatsgründers Kim Il Sung sind ohne eine weitere Drohung zu Ende gegangen. Nach tagelanger Abwesenheit zeigte sich dessen Enkel und der aktuelle Machthaber des Landes, Kim Jong Un, wieder in der Öffentlichkeit. Ein von Südkorea befürchteter Raketentest blieb jedoch aus. Das Land verzichtete offenbar auch auf eine große Militärparade.

Die Bevölkerung soll Sonderrationen an Lebensmitteln erhalten haben.

Die Bevölkerung soll Sonderrationen an Lebensmitteln erhalten haben.

(Foto: AP)

Kim Jong Un nahm im Kreise von Generälen und ranghohen Funktionären an einer Zeremonie zu Ehren seines Großvaters teil. Er besuchte das Mausoleum in Pjöngjang, in dem der einbalsamierte Leichnam des früheren Staatschefs und "ewigen Präsidenten" aufgebahrt wird, wie die Staatsmedien des kommunistischen Landes berichteten. Im "Kumususan-Palast der Sonne" liegt auch Kim Jong Uns Vater und Vorgänger Kim Jong Il. Nach Berichten südkoreanischer Medien war Kim Jong Un seit der Frühjahrssitzung der Obersten Volksversammlung am 1. April nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen worden. Die Gründe dafür waren unklar.

In der Hauptstadt Pjöngjang wurde der Feiertag mit einem Fest der Blumen begangen. Aus dem Land geflohene Nordkoreaner berichteten unter Berufung auf ihre Familien dort, die Bevölkerung habe zum Feiertag Sonderrationen an Reis und anderen Lebensmitteln erhalten.

Lage seit Februar extrem angespannt

Nicht erwähnt in den staatlichen Massenmedien wurde der gegenwärtige Konflikt mit dem Westen. Die Lage in der Region gilt seit dem dritten nordkoreanischen Nukleartest im Februar als extrem gespannt. Angesichts der Ausweitung von UN-Sanktionen und südkoreanisch-amerikanischen Militärübungen hatte Nordkorea den Waffenstillstandsvertrag von 1953 gekündigt, den USA einen präventiven Atomschlag angedroht und gegenüber Südkorea den "Kriegszustand" ausgerufen. Erst am Sonntag hatte Pjöngjang einen Vorschlag Südkoreas zurückgewiesen, über die Normalisierung ihres gemeinsamen Industriekomplexes in der grenznahen nordkoreanischen Stadt Kaesong zu reden. Die Produktion steht dort seit einer Woche still.

US-Außenminister John Kerry forderte Nordkorea zur Denuklearisierung auf.

US-Außenminister John Kerry forderte Nordkorea zur Denuklearisierung auf.

(Foto: AP)

In Südkorea war befürchtet worden, Nordkorea könnte vor oder am Geburtstag erneut eine Reihe von Raketen starten, um Stärke zu demonstrieren. Darunter könnten bisher unerprobte Mittelstreckenraketen des Typs Musudan mit Reichweiten von schätzungsweise 3000 bis 4000 Kilometern sein, hieß es. Eine solche Provokation blieb bislang aus. Südkoreas Verteidigungsministerium bekräftigte jedoch, Nordkorea sei weiter für den Start von einer oder zwei Mittelstreckenraketen gerüstet. Nordkorea "kann die Raketen jederzeit starten, wenn es die politische Entscheidung trifft", sagte ein Sprecher in Seoul.

Die jüngste Kriegsrhetorik Nordkoreas und die Drohungen gegen die USA, Japan und Südkorea sollen nach Ansicht vieler Experten vor allem seine Position als starker Machthaber zementieren und den Westen zu Zugeständnissen in Verhandlungen bringen. Kim Jong Un steht seit dem Tod seines Vaters Kim Jong Il im Jahr 2011 an der Spitze des Staates. Als "ewiger Präsident" gilt der Großvater des derzeitigen Führers Nordkoreas, Kim Il Sung. Er wurde 1912 geboren und führte den Staat seit dessen Gründung 1948 bis zu seinem Tod 1994 mit seiner eigenen Ideologie, die zu einer weitgehenden Abschottung des Landes führte.

USA und Japan weiter verhandlungsbereit

Die USA und Japan signalisierten trotz der andauernden Provokationen aus Pjöngjang ihre Verhandlungsbereitschaft. Washington bleibe offen für "glaubwürdige und zuverlässige" Verhandlungen, sagte US-Außenminister John Kerry in einer Rede in Tokio. Zugleich forderte er Pjöngjang auf, "bedeutungsvolle Schritte" hin zu einer Denuklearisierung zu unternehmen. Ähnlich äußerte sich auch die Regierung in Tokio.

Zuvor hatten Kerry und sein japanischer Amtskollege Fumio Kishida Pjöngjang aufgerufen, die 2009 ausgesetzten Verhandlungen mit China, den USA, Südkorea, Japan und Russland über ein Ende seines Atomprogramms wieder aufzunehmen. In einer Rede vor dem Institut für Technologie in Tokio begrüßte Kerry, dass China sich deutlich für eine Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel ausgesprochen habe. "Die Welt braucht nicht mehr Potenzial für Krieg", sagte Kerry.

Auch NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen rief im Nordkorea-Konflikt zum Dialog und zu einer friedlichen Lösung auf. Rasmussen führt derzeit in Japan Gespräche über eine Vertiefung der Partnerschaft. Beide Seiten wollen unter anderem bei der Seesicherheit künftig enger kooperieren.

Quelle: ntv.de, hah/dpa/Reuters

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