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St. Petersburg kürzt Parade Ostsee-Abzug russischer Marinegruppe wegen Drohnengefahr?

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Die "Iwan Gren" bei einer Probe zum Tag der russischen Marine im vergangenen Jahr.

Die "Iwan Gren" bei einer Probe zum Tag der russischen Marine im vergangenen Jahr.

(Foto: picture alliance/dpa/TASS)

Am Sonntag verlassen drei russische Kriegsschiffe, die eigentlich für eine Marineparade in St. Petersburg vorgesehen sind, die Ostsee. Nun melden lokale Medien, dass die Feierlichkeiten in der Hafenstadt deutlich kleiner ausfallen würden als geplant. Sind Sicherheitsbedenken der Grund?

Das plötzliche Auslaufen von drei russischen Kriegsschiffen aus der Ostsee vor einer geplanten Marineparade in St. Petersburg könnte einem Bericht zufolge eine Vorsichtsmaßnahme gegen mögliche ukrainische Drohnenangriffe sein. Das schreibt das Fachmagazin "Europäische Sicherheit & Technik" und beruft sich dabei auf eine Lageeinschätzung der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) vom Dienstag.

Dem Institut zufolge zwingen die ukrainischen Drohnenattacken tief im Inneren Russlands die Moskauer Militärführung dazu, die begrenzten Luftabwehrmittel vorrangig zum Schutz von Objekten einzuteilen, die sie als hochwertig ansieht. So konzentriere der Kreml nach Auswertung von Satellitendaten von Anfang Mai allein sieben Luftabwehrsysteme mittlerer Reichweite rund um die Residenz von Kremlchef Wladimir Putin am Waldaisee in der Region Nowgorod. Diese Konzentration weise auf Lücken in der weitflächigen Luftverteidigung hin, so die ISW-Analysten. Russland verfüge nicht über die erforderliche Anzahl von Luftabwehrsystemen, um alle kritische Einrichtungen im Westen des Landes zu schützen.

Dass die Ukraine in der Lage ist, auch Ziele im Raum St. Petersburg zu treffen, zeigt ein Vorfall von Anfang Januar. Damals brannte im Ostseehafen Ust-Luga ein Gasterminal, mutmaßlich ausgelöst durch einen Drohnenangriff. Das Magazin "Europäische Sicherheit & Technik" spekuliert daher, dass eine Neubewertung der Sicherheitslage durch russische Dienste ursächlich für den Abzug der drei Kriegsschiffe der Nordflotte sein könnte.

Putins Teilnahme noch offen

Das Jagd-U-Boot "Tambow", der Zerstörer "Admiral Lewtschenko" und das Landungschiff "Iwan Gren" waren eigentlich für die Feierlichkeiten zum Tag der russischen Marine am 28. Juli in Sankt Petersburg namentlich angekündigt, verließen die Ostsee jedoch am Sonntag mit Kurs in Richtung Norden. Letztmalig wurde die Marinegruppe am Montag im Skagerrak in der Nordsee gesichtet.

Die russische Tageszeitung "Nowje Iswestija" teilte nun mit, dass die Feierlichkeiten in Sankt Petersburg in diesem Jahr deutlich kleiner ausfallen werden, als ursprünglich geplant. Demnach werde die Parade zum ersten Mal seit sieben Jahren nicht wie sonst üblich in der Kronstädter Bucht stattfinden. Stattdessen sollen zwölf kleinere Schiffe und Boote in Formation den Fluss Newa befahren. Auch die Teilnahme von Militärflugzeugen werde kleiner ausfallen. Ein Grund für die Reduzierung wurde nicht genannt.

Der Tag der Marine ist neben dem Tag des Sieges am 9. Mai der zweitwichtigste Feiertag in Russland. Seit der Wiedereinführung durch Putin 2017 finden die Hauptfeierlichkeiten in St. Petersburg statt. Aber auch an anderen Marinestützpunkten werden Veranstaltungen abgehalten. Laut "Nowje Iswestija" gibt es noch keine Bestätigung, ob Putin am 28. Juli in St. Petersburg sein wird. In den vergangenen Jahren gehörte die Marineparade zum Pflichtprogramm des Kremlchefs.

Quelle: ntv.de, jpe

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