Unruhen am heiligen Tempelberg Palästinenser brechen Kontakt zu Israel ab
22.07.2017, 06:44 Uhr
Am Freitag eskaliert der Streit um den heiligen Tempelberg in Jerusalem. Erst sterben bei blutigen Unruhen drei Palästinenser, dann bei einem Anschlag drei Israelis. Die Palästinenser bitten die USA um eine "Intervention".
Der Streit um den Tempelberg in Jerusalem ist gefährlich eskaliert. Die Palästinensische Autonomiebehörde setzte am Freitagabend ihre Beziehungen zu Israel aus. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas erklärte nach einem Krisentreffen seiner Regierung, der Abbruch der Kontakte auf allen Ebenen gelte solange, bis die "Besatzungsmacht" Israel die Maßnahmen aufhebe. Zuvor bat er die USA bereits um eine sofortige Intervention, um die Lage nicht außer Kontrolle geraten zu lassen.

Stein des Anstoßes: Muslime, die auf den Tempelberg wollen, müssen durch Metalldetektoren gehen.
(Foto: imago/UPI Photo)
Streitpunkt sind Metalldetektoren, die Israel nach einem tödlichen Anschlag am Tempelberg an Eingängen zu der heiligen Stätte aufgestellt hatte. Zudem hatte Israel am Freitag aus Furcht vor neuer Gewalt nur Männern über 50 Jahren und Frauen den Zutritt zu der Stätte erlaubt, die Muslimen und Juden heilig ist. Palästinensische Repräsentanten hatten Muslime daraufhin aufgefordert, in Massen zum Freitagsgebet auf dem Tempelberg zu kommen.
Nach dem Freitagsgebet kam es in Jerusalem zu blutigen Unruhen. Laut Polizei griffen Muslime Sicherheitskräfte mit Steinen, Feuerwerkskörpern und Brandflaschen an. Mindestens drei Palästinenser wurden bei den Zusammenstößen getötet und rund 400 weitere verletzt.
Messeranschlag im Westjordanland
Anschließend tötete ein palästinensischer Attentäter in einer Siedlung im Westjordanland drei Israelis. Der Angreifer sei in ein Wohnhaus in der Ortschaft Neve Zuf bei Ramallah eingedrungen und habe dort vier Menschen mit einem Messer angegriffen, teilte eine israelische Armeesprecherin mit. Er sei durch Schüsse verletzt und außer Gefecht gesetzt worden.
Nach israelischen Medienberichten hatte der Palästinenser vor dem Anschlag einen Text bei Facebook veröffentlicht, der die Tat mit den jüngsten Konfrontationen um den Tempelberg in Verbindung bringt.
Am Tempelberg in Jerusalems Altstadt entzünden sich immer wieder religiöse Spannungen. Muslime verehren ihn als "Haram al-Scharif" (Edles Heiligtum). Der Überlieferung nach standen dort früher die jüdischen Tempel, heute beten an der Stelle Muslime in der Al-Aksa-Moschee und dem Felsendom mit seiner vergoldeten Kuppel.
Quelle: ntv.de, chr/dpa/AFP