Politik

Sonntag in Dresden Pegida protestiert wieder

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Zum ersten Mal versammeln sich die Pegida-Anhänger an einem Sonntag in Dresden. Und zum ersten Mal präsentiert Pegida-Sprecherin Kathrin Oertel ein konkretes Projekt.

Eine Woche nach dem Demonstrationsverbot wegen einer Terrordrohung sind in Dresden wieder mehrere tausend Pegida-Anhänger auf die Straße gegangen. Die Veranstaltung begann um 14.30 Uhr; nach Angaben der Polizei kamen rund 17.300 Demonstranten - und damit weniger als vor zwei Wochen, als die "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" noch 25.000 Menschen in Dresden auf die Straße gebracht hatten.

Die Sympathisanten der islamkritischen Bewegung versammelten sich auf dem Theaterplatz vor der Semperoper. Nur wenige Meter von der Kundgebung entfernt demonstrierten nach Polizeiangaben rund 5000 Menschen mit dem Bündnis "Dresden für alle" gegen Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung. Es kam zu kleineren Rangeleien zwischen Anhängern beider Lager. Die Polizei war mit starken Kräften im Einsatz.

Gleich nebenan fand die Gegendemonstration statt. Sie wollen Pegida aus der Stadt fegen.

Gleich nebenan fand die Gegendemonstration statt. Sie wollen Pegida aus der Stadt fegen.

(Foto: REUTERS)

In einer Rede vor den Pegida-Anhängern sagte Silvio Rösler vom Leipziger Ableger "Legida", dass die beiden Gruppierungen künftig "Seite an Seite" kämpfen würden. Nach der ersten Legida-Kundgebung am vergangenen Mittwoch hatte Pegida-Sprecherin Kathrin Oertel den Leipzigern mit einer Unterlassungsklage gedroht. Legida war deutlich radikaler aufgetreten als Pegida.

In ihrer Rede auf dem Theaterplatz dementierte Oertel, dass sie vor dem Rücktritt von Pegida-Gründer Lutz Bachmann Absprachen mit AfD-Chefin Frauke Petry getroffen habe. Einen entsprechenden Bericht des "Spiegel" hatte bereits Petry n-tv.de gegenüber als frei erfunden zurückgewiesen. Absprache oder nicht: Klar ist, dass Pegida und AfD künftig auf Distanz achten wollen. Oertel sagte, Pegida sei überparteilich.

Pegida hat ein Projekt

Erstmals kündigte Oertel, wenn auch noch vage, ein konkretes politisches Vorhaben an: Pegida will ein Volksbegehren initiieren, um die auch von der AfD kritisierte Polizeireform in Sachsen zu stoppen. Dafür bekam sie großen Applaus. "Bei den Teilnehmern der Demonstration stieß das Thema offenkundig auf Interesse", sagte der Journalist Christoph Herwartz, der für n-tv.de von der Pegida-Kundgebung berichtet. Das Wort "Islamisierung" habe Oertel nur einmal verwendet.

Der MDR berichtet, am Rande der Pegida-Demonstration sei einem Fotografen aus einer Gruppe heraus brutal ins Gesicht gefasst worden. Die Polizei sei sofort eingeschritten. Oertel hatte zuvor von "Presselügnern" gesprochen. Das Publikum skandierte, wie immer bei Pegida-Demonstrationen, "Lügenpresse".

Erste Demo ohne Bachmann

Es war die erste Kundgebung seit Bachmanns Rücktritt. Er hatte am vergangenen Mittwoch alle Ämter bei Pegida niedergelegt, nachdem bekannt wurde, dass er auf seiner Facebook-Seite rassistische Bemerkungen sowie ein Selfie mit Hitler-Bärtchen gepostet hatte. Die Staatsanwaltschaft Dresden ermittelt wegen des Verdachts der Volksverhetzung gegen den 41-Jährigen.

Am vergangenen Montag waren wegen einer Anschlagsdrohung gegen Bachmann alle Demonstrationen in Dresden verboten worden. Die heutige Kundgebung fand am Sonntag statt, weil die Pegida-Organisatoren nicht einem Konzert morgen Abend in die Quere kommen wollten. Dieses Konzert, unter anderem mit Herbert Grönemeyer und der Band Silly, findet im Rahmen einer Veranstaltung unter dem Titel "Offen und bunt - Dresden für alle" statt und richtet sich gegen den Eindruck, Dresden sei eine fremdenfeindliche Stadt.

Zum Titel der Veranstaltung heißt es in einer Pegida-Pressemitteilung vom Freitag: "Wir von Pegida möchten uns diesem Motto nicht verschließen." Zwei Tage später klang dies in Oertels Rede etwas anders. Darin behauptete sie, die Politik finanziere das Konzert, um Pegida als Minderheit darzustellen.

Quelle: ntv.de, hvo/dpa

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