Doppelspitze für den Übergang Petry: Lucke bald alleiniger AfD-Chef
17.01.2015, 11:29 Uhr
Herrscht bald wieder Eintracht? Lucke und Petry im Jahr 2013.
(Foto: picture alliance / dpa)
Monatelang stritt die AfD über ihre Führungsstruktur. Nun scheint sich Bernd Lucke voll durchzusetzen. Seine Parteikollegin Frauke Petry gibt sich davon überzeugt, dass er im Dezember alleiniger Vorsitzender wird. Bis dahin will sie allerdings mitreden.
An der Spitze der eurokritischen Alternative für Deutschland (AfD) soll künftig Bernd Lucke als alleiniger Vorsitzender stehen. "Wir gehen alle davon aus, dass er derjenige sein wird, der zum 1. Dezember 2015 allein den Vorsitz übernimmt", sagte Frauke Petry, der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". Sie selbst strebe bis dahin eine Doppelspitze mit Lucke an. Derzeit bilden Lucke, Petry und Konrad Adam ein Dreierteam.
Der Bundesvorstand hatte sich am Freitag in Berlin dem Willen Luckes gebeugt und stimmte der Verkleinerung der Parteispitze von drei gleichberechtigten Sprechern auf einen Bundesvorsitzenden zu. Die Regelung gilt von Dezember an. Als Übergangslösung soll die rechtspopulistische Partei von einer Doppelspitze geführt werden. Dies soll auf dem AfD-Satzungsparteitag Ende Januar in Bremen beschlossen werden.
Lucke, der mit seiner Kritik an Euro-Rettungsaktionen die AfD bekanntgemacht hat und das Gesicht der Partei ist, pocht seit Monaten auf eine Reform der Parteispitze. Zugleich signalisierte er, für diesen Posten bereitzustehen. Als Grund nannte er stets die Notwendigkeit, die AfD schlagkräftiger zu machen.
Gegen den Vorschlag hatten sich neben Petry und Adam auch Vizechef Alexander Gauland ausgesprochen. Über die Jahreswende waren die Streitigkeiten offen ausgebrochen. Auslöser war die Einladung Luckes an alle Landes-, Kreis- und Bezirksvorsitzenden zu einer Konferenz in Frankfurt am 18. Januar zur Vorbereitung des Bremer Parteitages. Daraufhin warnten ihn Petry, Adam und Gauland in einem Brief vor einer Parteiführung nach Gutsherrenart. Es habe den Anschein, als wolle Lucke vor dem Parteitag Funktionsträger "auf Linie bringen".
Punktsieg für Lucke
Nach dem nun gefundenen Kompromiss soll der künftige Parteichef auch das Recht haben, einen Generalsekretär vorzuschlagen. Parteiintern wird dies als Punktsieg für Lucke gewertet, denn nach seinem Willen soll es eine Art Parteimanager geben, der die Arbeit des Vorsitzenden unterstützt.
Auf einem zweiten Parteitag voraussichtlich Anfang April soll die Entscheidung über den neuen Vorsitzenden fallen. Dem Kompromiss zufolge wird dann zwar eine Doppelspitze gewählt. Im Dezember wird aber das Mitglied des Führungsduos mit weniger Stimmen automatisch stellvertretender Parteichef. Damit erhöht sich die Zahl der Vizechefs von drei auf vier.
Zuletzt war in der AfD über die Haltung zur islamkritischen Pegida-Bewegung gestritten worden. Während Petry ein offizielles Gespräch mit Vertretern der Gruppe führte und inhaltliche Gemeinsamkeiten ausmachte, warnte der stellvertretende Parteichef Olaf Henkel vor einem Schulterschluss. Lucke distanzierte sich zwar von rechtsradikalen und fremdenfeindlichen Äußerungen bei Pegida-Demonstrationen. Gleichzeitig erklärte er, der größte Teil der Demonstranten scheine aus "normalen Bürgern" zu bestehen. Man müsse sich fragen, ob die ein berechtigtes Anliegen hätten.
Die AfD ist derzeit in den Landesparlamenten von Sachsen, Brandenburg und Thüringen vertreten. In bundesweiten Umfragen liegt sie bei sechs bis sieben Prozent.
Quelle: ntv.de, ghö/AFP/rts