"Mordanschlag" auf Nawalny "Politik der Vergiftung" schockiert Röttgen
25.08.2020, 10:03 Uhr
Für Norbert Röttgen "ist die Gewissheit der Vergiftung schockierend und eine abstoßende Politik der russischen Führung".
(Foto: imago images/IPON)
Ärzte der Berliner Charité sehen beim Putin-Kritiker Alexej Nawalny Anzeichen einer Vergiftung, für deutsche Spitzenpolitiker ist die Lage eindeutiger: Nawalny wurde vergiftet, die Verantwortlichen dafür sitzen im Kreml. Sie fordern einen anderen Umgang mit Russland.
Nach den ersten klinischen Befunden der Berliner Charité, die auf eine Vergiftung des Kremlkritikers Alexej Nawalny hinweisen, haben führende deutsche Außenpolitiker den Kreml für die Tat verantwortlich gemacht. "Obwohl ein starker Verdacht schon bestand, ist die Gewissheit der Vergiftung schockierend und eine abstoßende Politik der russischen Führung", sagte Norbert Röttgen, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag und Kandidat um den CDU-Vorsitz, dem "Spiegel".
"Nawalny stand auch in den Tagen vor dem Mordanschlag unter engster Beobachtung des russischen Geheimdienstes." Die "Politik der Vergiftung" bestehe darin, Oppositionelle heimtückisch auszuschalten und eine klare Botschaft an alle russischen Bürgerinnen und Bürger zu senden: Wer demokratisch opponiert, lebt gefährlich. Jede Naivität und Verharmlosung, die immer wieder gerade auch in Deutschland gegenüber Russland empfohlen werde, sei "deplatziert", so Röttgen.
"Müssen zur Rechenschaft gezogen werden"
Harsche Kritik kam auch von der Opposition. "Es ist nun für jeden offensichtlich, dass diese Art von Mordversuchen und Morden System hat", sagte der außenpolitische Sprecher der Grünen, Omid Nouripour, dem Magazin. Dies sei der jüngste Fall in einer langen Reihe, bei der die Verantwortlichen offensichtlich vor nichts halt machten. Das müsse aufhören. "Bei aller Notwendigkeit zum Dialog mit Russland muss Europa eine starke gemeinsame Antwort auf dieses menschenverachtende Vorgehen zu finden", forderte er. Zudem solle Berlin auch über die Gaspipeline North Stream 2 neu nachdenken.
Am Vorabend hatten Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Heiko Maas von Russland gefordert, die Tat gegen den Oppositionspolitiker restlos aufzuklären. "Nach Aussage des Ärzteteams an der Charité weisen die klinischen Befunde auf eine Vergiftung von Alexey Nawalny hin", betonten Merkel und Maas in einer Erklärung. Angesichts der herausgehobenen Rolle Nawalnys in der politischen Opposition in Russland seien "die dortigen Behörden nun dringlich aufgerufen, diese Tat bis ins letzte aufzuklären - und das in voller Transparenz", forderten sie. "Die Verantwortlichen müssen ermittelt und zur Rechenschaft gezogen werden."
Quelle: ntv.de, ter/dpa